SNB versucht Franken abzuschwächen
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SNB versucht Franken abzuschwächen

Die Frankenstärkte lässt die Schweizerische Nationalbank (SNB) nicht zur Ruhe kommen. Die 113 Jahre alte Notenbank gibt ihre Meinung zum Franken kund. Den Euro-Franken-Kurs lässt das kalt. Er notiert weiterhin bei 1,12. Es kann jederzeit zu einem Rückfall unter das 20-Monatstief vom 29. März 2019 bei 1,1160 kommen.

Der Schweizer Franken werde als teure Währung eingestuft, sagt SNB-Direktorin Andrea Maechler. Der von der SNB verhängte Negativzins von -0,75% mache Investitionen in Schweizer Vermögenswerte unattraktiv. Daher könne man sich vom negativsten Strafzins der Welt nicht so leicht verabschieden, so die SNB-Direktorin laut einer Reuters-Meldung

Wenige Tage zuvor hatte Maechlers Direktoriums-Kollege Martin Schleger signalisiert, die SNB könne mit ihrem Strafzins noch weiter runtergehen. Tatsächlich wäre für eine Einlagenzinssenkung auf -1% Spielraum vorhanden. Erst ab dieser Schwelle ist laut Experten das Zahlen des Strafzins in etwa genauso kostspielig wie das Horten von Bargeld in Tresoren zzgl. Versicherungskosten.

Das Spekulieren der SNB über einen noch negativeren Einlagenzins dürfte mehr schaden als helfen. Die SNB betreibt einen gestaffelten Einlagenzins mit Freibeträgen. Und dieses System erlaubt es ihr, mit ihrem Einlagenzins notfalls weiter runterzugehen. Mario Draghi hat zuletzt signalisiert, dass im etwas Ähnliches für die Eurozone vorschwebt.

Ein gestaffelter Einlagenzins der EZB würde damit den Weg für weitere Zinssenkungen machen. Das dürfte ein Grund dafür sein, warum sich nach Draghis Einlassungen umgehend der niederländische Notenbankchef, EZB-Ratsmitglied Klaas Knot, zu Wort meldete und eine Staffelung im Handelsblatt-Interview kritisierte.

Um die Wirkung der Aussagen der beiden SNB-Direktoren aufzuspüren, muss man drei bzw. vier Stellen nach dem Komma suchen. Tatsächlich hat sich der Franken etwas abgeschwächt. So kletterte der Euro von 1,1170 auf 1,1220 Franken. Dieser Mikro-Anstieg reicht freilich nicht, um den Euro-Franken-Kurs auch nur in die Nähe eines auf der Kaufkraftparität beruhenden Wechselkurses von 1,16-1,20 zu bringen.

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