SNB verwundbarer als Franken-Kreditnehmer
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SNB verwundbarer als Franken-Kreditnehmer

Die gute Nachricht für Franken-Kreditnehmer: Die Ankündigung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ohne Wenn und Aber an der ultralockeren Geldpolitik festzuhalten, hält die Libor-Zinsen tief. Der CHF 3-Monats-Libor, an den in Österreich viele Franken-Kredite gebunden sind, sank in den letzten sechs Monaten von -0,72% auf -0,75%. Der CHF 1-Monats-Libor ist bei -0,79%.

"Wir könnten die Bilanz noch weiter ausdehnen, wenn es nötig wäre, und auch in der Zinspolitik haben wir noch Handlungsspielraum", sagte SNB-Vizedirektor Fritz Zurbrügg der Zeitung "Schaffhauser Nachrichten". Hier will jemand die Blutung am Devisenmarkt stoppen. Dass der Euro-Franken-Kurs zwischen Ende April und Ende November 2018 von 1,20 auf 1,13 Franken sank, ist Zurbrügg offenbar ein Dorn im Auge.

Theoretisch kann die SNB mit ihrem Zins auf Sichteinlagen (aktuell: -0,75%) auf -1,25% runtergehen. Dies gilt aber als absolute Untergrenze. Der Punkt wäre erreicht, an dem die Kosten, Bargeld in Tresoren inkl. Schließfachmiete und Versicherung zu horten, niedriger sind, als den Strafzins zu bezahlen.

UBS-Chef Sergio Ermotti kritisiert die SNB heftig. In einem Interview mit der "Sonntagszeitung" bezeichnet Ermotti die Negativzinsen der SNB und deren aufgeblähte Bilanz als große Risiken für die Schweizer Volkswirtschaft. Viele Schweizerinnen und Schweizer bekommen angesichts einer wegen Euro-Ankäufen auf 800 Milliarden Franken aufgeblähten Bilanzsumme (120% des BIP) Bauchschmerzen.

SNB so riskant unterwegs wie Lehman

Der SNB drohen auf die von ihr gehaltenen Aktien und Anleihen Verluste in einem Ausmaß, das die Lehman-Pleite in den Schatten stellen würde. Mit dem Euro verhält es sich in etwa so wie mit italienischen Staatsanleihen. Ausländische Investoren verkaufen ihn, heimische halten ihm die Stange, auch weil sie keine Alternative haben. Die SNB kann ihre Euro-Bestände aber nicht verkaufen, weil der Euro-Franken-Kurs dann schnurstracks Richtung Parität ginge.

Ferner müssen sich die Schweizer Währungshüter auf Kursverluste auf die von ihnen erworbenen deutschen Bundesanleihen einstellen. Die Vollendung der Bankenunion in der Eurozone durch eine gemeinsame Einlagensicherung würde dazu führen, dass das Versprechen von Kanzlerin Merkel und ihrem damaligen Finanzminister Steinbrück aus dem Jahr 2008, die deutsche Spareinlagen sind sicher (die der anderen Euroländer nicht), neu bewertet wird.

Deutschland würde nicht mehr so stark von Kapitalzuflüssen profitieren wie in den letzten zehn Jahren. Noch sperrt sich Berlin gegen die europäische Einlagensicherung, denn man ist auf niedrige Zinsen angewiesen. Es geht in erster Linie darum den Rentenzuschuss aus dem Bundeshaushalt, der gerade über 100 Milliarden Euro gestiegen ist, aus der Zinsersparnis zu bezahlen.