Rolle rückwärts hat das Zeug zum Game Changer
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Rolle rückwärts hat das Zeug zum Game Changer

Hat der Euro sein Pulver verschossen? Zum Wochenauftakt klettert er mit 1,1502 Franken auf den höchsten Stand seit zweieinhalb Monaten. Die Käufer haben die Oberhand, es sieht nach einem Durchmarsch auf 1,17 aus. Dann kommt plötzlich ein Rückschlag. In einer schnellen Bewegung purzelt der Euro-Franken-Kurs auf 1,1410.

Nicht nur wegen dem deutlichen Zurückpraller, bei dem die wichtige Marke bei 1,1450 wieder unterschritten wird, hat sich der EUR/CHF-Ausblick, "Es geht weiter nach oben", erübrigt. Auch der Devisenoptionsmarkt senkt den Daumen. Das einmonatige Risk Reversal, eine wichtige Kennzahl, die den EUR/CHF-Kursverlauf oft vorwegnimmt, fällt und beendet damit ebenfalls eine mehrmonatige Anstiegsphase.


Das Sentiment an den Finanzmärkten ist zerbrechlich. Die Eurozone kann ein Lied davon singen: Der Budgetstreit zwischen Brüssel und Rom ist nur das Eine. Die Links-Rechts-Regierung wird Reformen bei den Renten und auf dem Arbeitsmarkt zurückdrehen. Damit wird Italien noch ein Stück weit unfähiger sich aus seinem riesigen Schuldenberg "rauszuwachsen".

"Ein weiterer negativer Einfluss auf die Export- und Konjunkturerwartungen geht von der wahrscheinlicher werdenden Gefahr eines ‚harten Brexit‘ aus", sagt das ZEW-Institut, dessen Indizes zu den Konjunkturerwartungen im Oktober deutlich gesunken sind. Für die deutschen und die niederländische, aber auch Teile der belgischen und französischen Wirtschaft, wäre ein harter Brexit sehr problematisch.

Darüber hinaus ist Trump und seinem vom Zaun gebrochener Handelskrieg mit China, einen wichtigen Exportmarkt der Eurozone, ein Risikofaktor. Die US-Notenbank (Fed) erhöht den US-Leitzins, was viele Emerging-Markets-Länder - ebenfalls gute Exportkunden der Eurozone - in Schwierigkeiten bringt ihre Dollar-Verbindlichkeiten zu bedienen.

Was bisher kaum Beachtung findet, sind steigende Zinsen in Portugal und Spanien. Bei diesen beiden Ländern handelt es sich wie Italien um notorische Defizitsünder. Sollten die Zinsen auf der iberischen Halbinsel weiter anziehen, wovon wegen verringerten Staatsanleihen-Käufen der EZB und schwächeren Konjunkturverläufen auszugehen ist, verlöre die Eurozone weiter an Vertrauen.

Dabei würde die gute Nachricht für den Euro, nämlich dass die EZB aller Voraussicht nach Ende 2018 die Netto-Wertpapierkäufe einstellt, von schlechten Nachrichten aus Südeuropa egalisiert. Darüber hinaus reifen die Konjunkturexpansionen in Deutschland und Frankreich, den beiden Schwergewichten der Eurozone, ab. In einem solchen Umfeld wird es der Euro extrem schwer haben gegenüber dem Schweizer Franken zu punkten.
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