Zur Lage von Franken-Kreditnehmern im September 2018
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Zur Lage von Franken-Kreditnehmern im September 2018

Das Festhalten an Franken-Krediten wird zu einer Nervenprobe. Hintergrund ist der Rückfall des EUR/CHF-Kurses von 1,20 im April auf 1,12 im September. Wegen der Abschwächung steigt die Kreditsumme von Franken-Kreditnehmern um knapp sieben Prozent. Gemäß den Prognosen von UBS und DZ Privatbank werden sie die Verluste wieder wettmachen.

"Der Schweizer Franken büßt seine Funktion als sicherer Hafen ein. Das schwächt die Währung. Für Franken-Kreditnehmer ist es eine Chance", schrieb "Der Standard" noch im April als der Euro bei 1,20 Franken war. "Dass der Franken schwächelt, hängt vor allem mit der gut laufenden Konjunktur in der Eurozone zusammen", hieß es seinerzeit.

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Ein Blick auf die italienischen Zinsen ist beängstigend. Denn die steigen weiter, obwohl Finanzminister Tria an die Medien durchsickern lässt, dass das Haushaltsdefizit bei etwa 1,5% liegen wird. Damit könnte man in Brüssel wohl gut leben. Dem Privatsektor reicht das aber nicht, um die künftig von der EZB ausbleibenden Käufen von italienischen Staatsanleihen zu kompensieren. Bei portugiesischen Schuldtiteln brodelt es ebenfalls. Auch hier steigen die Zinsen.

Auf der anderen Seite stehen Staatsanleihen aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden mit ihrem extrem niedrigen Zins wie Felsen in der Brandung. Für die Euro-Retter ist ernüchternd, dass sich die Zinsen trotz des Wirtschaftsaufschwungs aufspreizen. Anleger sagen damit den Politikern: Ihr habt mit Nordeuropa und Südeuropa etwas zusammengetan, was nicht zusammengehört.

Die Ungleichgewichte zwischen Nord und Süd werden über einen schwächeren Euro ausgeglichen. Je weiter der Konjunkturaufschwung abreift, umso stärker ist das der Fall. Es gibt freilich auch Stimmen, die das völlig anders sehen:

"Langfristig sollte die Preisbildung, auch im Devisenmarkt, wieder rationalen und fundamentalen Aspekten folgen. Kreditnehmer finden in der Schweizer Währung interessante Perspektiven", heißt es in einem vor einer Woche erschienen Devisenheft der DZ Privatbank. Das in Zürich und Luxemburg ansässige Geldhaus rechnet bis August 2019 mit einem erneuten Anstieg des Euros auf 1,20 Franken.

Mit rationalen und fundamentalen Aspekten dürfte die DZ Privatbank auf die Kaufkraftparität, eine Art fairen Wechselkurs anspielen, der je nach ökonomischen Rechenmodell für den EUR/CHF-Kurs derzeit zwischen 1,15 und 1,27 liegt. Eine Rückkehr auf einen mittlere fairen Wechselkurs bei 1,21 könnte der von der UBS vorhergesagte Anstieg der Leitzinsen ermöglichen.

Die größte Bank der Schweiz rechnet damit, dass die EZB eine erste Leitzinserhöhung im September 2019 vornimmt und die Schweizerische Nationalbank (SNB) dann auch gleich nachziehen wird.