Schweiz trumpft mit Hartwährungsmodell auf
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Schweiz trumpft mit Hartwährungsmodell auf

Der Euro ist dabei zum zweiten Mal in diesem Jahr unter 1,12 Franken zu sinken. Der Ausflug dürfte länger dauern als das letzte Mal. Das Schweizer Hartwährungsmodell, den Franken jedes Jahr um knapp 2% aufwerten zu lassen, spricht dafür, dass ein Wechselkurs von 1 Euro = 1 Franken, wie es ihn beim Mindestkurs-Paukenschlag gab, keine Eintagsfliege war.

Die Schweizer Wirtschaft hat dreieinhalb Jahre nach dem Franken-Schock zu alter Stärke zurückgefunden. So rechnen die Ökonomen der Credit Suisse im laufenden Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von satten 2,7%. Die EZB hat hingegen gerade ihre Wachstumsprognose von 2,1% auf 2,0% verringert. Weitere Abwärtsrevisionen dürften nur eine Frage der Zeit sein.

Hätte die Eurozone dem süßen Gift Staatsanleihen-Käufen mit aus dem Nichts geschaffenen Papiergeld und Weichwährung widerstanden, stünde sie heute wahrscheinlich in etwa so gut da wie die Schweiz. Dort leben Deutsch, Französisch und Italienisch sprechende Volksgruppen zusammen und Wirtschaften ausgezeichnet. Warum man sich in Sachen Wirtschaftspolitik nicht an der Schweiz orientiert, bleibt ein großes Rätsel.

Der neue Ausblick der Credit Suisse ist zugleich auch ein kleiner Hoffnungsschimmer für jene, die keine überhastete Talfahrt des Euro-Franken-Kurses sehen wollen. Die zweitgrößte Bank der Schweiz erwartet nicht länger, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) eine erste Leitzinserhöhung im Frühling 2019, und damit vor der EZB, durchführen wird.

Demnach wird die SNB erst im Herbst 2019 ihren negativen Leitzins heraufsetzen. Ein Zinsschritt vor der EZB hätte für den Euro fatale Konsequenzen. Er würde wegen des abschmilzenden Zinsvorteils Richtung Parität zum Franken sinken. Dort werde er ohnehin früher oder später landen, sagen die Kritiker der Gemeinschaftswährung.

Dass es auf die Parität hinausläuft, dem dürften sich auch die Schweizer bewusst sein. Allerdings ist es für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung wesentlich besser, wenn die Talfahrt auf 1 Euro = 1 Franken schrittweise erfolgt. In der Vergangenheit ist die Schweiz sehr gut damit gefahren, den Franken jedes Jahr in etwa 1,5-2% stärker werden zu lassen.