Franken bleibt wegen unseriöser EZB gefragt
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Franken bleibt wegen unseriöser EZB gefragt

Mit einem kleinen Anstieg von 1,1260 auf 1,1310 reagiert der Euro-Franken-Kurs auf eine im Großen und Ganzen bedeutungslose EZB-Sitzung. Draghi verstrickt sich in Widersprüchen. Er will nicht Geldverleiher letzter Instanz für Euroländer mit hohen Staatsschulden wie Italien sein, lässt aber zugleich durchblicken, dass man möglicherweise auch 2019 Staatsanleihen kaufen wird.

Das Mandat der EZB bestehe nicht darin, die Finanzierbarkeit von Staatsdefiziten unter allen Umständen zu gewährleisten, sondern für Preisstabilität zu sorgen, sagt EZB-Chef Draghi an die Adresse der italienischen Regierung. Ein ökonomischer Sprecher der Lega-Partei hatte zuvor gefordert, die EZB müsse den Zinsunterschied zwischen deutschen und italienischen Staatsanleihen begrenzen.

Es gab zwei weitere - für die Verhältnisse von Draghi - hawkishe Einlassung, von denen der Euro aber noch viele weitere braucht, um gegen den Franken merklich zuzulegen. 1) Der EZB-Chef bezeichnet die Konjunktur in der Eurozone als robust. Die wirtschaftliche Expansion stehe auf einem breiten Fundament. 2) Der Ankauf von Staatsanleihen werde voraussichtlich Ende 2018 eingestellt.

Eine Hintertür lässt sich die EZB allerdings offen: Man werde aus der Staatsfinanzierung über die Notenpresse nur aussteigen, wenn die Wirtschaft mitspiele und es zu keiner Konjunkturabkühlung komme. Mit diesem Ausblick hat der Euro-Franken-Kurs ein Problem. Und so schafft es die Devisennotierung nicht über 1,13 hinaus.

Die ist EZB geht inkonsequent und willkürlich vor: Was macht Draghi, wenn sich das Wirtschaftswachstum auf 1% halbiert und die Inflation wegen steigenden Energiepreisen und denen zuletzt beobachteten Lohnerhöhungen Richtung 3% marschiert? Er wird aller Voraussicht nach weiter Staatsanleihen kaufen, und eben doch die Finanzierbarkeit von Staatsschulden, die bei einem Konjunkturabschwung gefährdet ist, sicherzustellen.

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Die EU-Kommission werde noch in diesem Jahr Initiativen vorlegen, um die internationale Bedeutung des Euro zu stärken, erklärte derweil Jean-Claude Juncker. Der Euro müsse das Gesicht einer souveränen EU werden und international die Bedeutung erlangen, "die ihm zusteht", so der Chef der EU-Kommission.

Solange die Europäer bei der Anwendung ihrer Defizitregeln schummeln, von Notenpresseneinsatz zu Notenpresseneinsatz eilen und internationale Anleger mit Negativzinsen triezen, wird daraus nichts. Der Euro ist nicht diversifiziert. Er ist eine Industriesektor-Währung, so wie die Golfstaaten Öl-Währungen haben. Und dann gibt es noch jede Menge faule Kredite im Eurozonen-Bankensektor.

Im Vergleich dazu ist der Schweizer Franken eine sehr viel ausgewogenere Währung. Hinter ihm steht ein starkes Produzierendes Gewerbe und ein moderner Dienstleistungssektor. Hinzu kommt die politische Neutralität der Schweiz und der damit verbundene Status eines Sicheren Hafens. Das einzige Manko, das der Franken hat, sind die Negativzinsen. Hier hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) die EZB überboten. Die Credit Suisse sagt allerdings, dass die SNB bald gegensteuern wird.