Leitzinsdämmerung ebnet Weg für 1 Euro = 1 Franken
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Leitzinsdämmerung ebnet Weg für 1 Euro = 1 Franken

Der Euro sinkt mit 1,1525 Franken auf den niedrigsten Stand seit über einem Monat, nachdem Bank von England (BoE) und Tschechiens Notenbank ihren Leitzinserhöhungskurs fortsetzen. Zuvor hatte die US-Notenbank (Fed) bereits signalisiert, eine erneute Anhebung ihres Schlüsselzins vorzunehmen. Dem Euro-Franken-Kurs weht ein rauer Wind ins Gesicht, weil die Schweiz dem Vereinigten Königreichs uns Tschechien folgen dürfte.

Bereits zum zweiten Mal nach dem Brexit hat die Bank von England ihren Leitzinssatz angehoben. Der Satz steigt von 0,50% auf 0,75%. Tschechiens Notenbank geht von 1,00% auf 1,25% hoch. Es war die fünfte Leitzinserhöhung innerhalb eines Jahres, in jenem Land, das den Euro nicht will und die niedrigste Arbeitslosenrate der EU hat.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hält gnadenlos an ihrem Null- und Negativzinsregime fest. Nach heutigem Stand wird es Ende 2019 eine erste, vorsichtige Anhebung des Einlagenzinses (aktuell: -0,40%) geben. Erst für 2020 kann man damit rechnen, dass der "richtige Leitzins", also der Hauptrefinanzierungssatz (aktuell: 0,00%), möglicherweise auf 0,25% oder 0,50% steigen wird.

Aus der Sicht des Euro-Franken-Kurses ist das viel zu wenig, zumal das Risiko besteht, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihre Engelsgeduld gegenüber der EZB verliert und ebenfalls beginnt den Leitzins zu erhöhen.

"Langfristig erwartet die Schweizerische Nationalbank aber einen Anstieg über das Inflationsziel, weswegen eine Straffung der Geldpolitik näher rückt. Sofern sich die wirtschaftliche Situation im Euro-Raum nicht wieder unerwartet verschlechtern sollte, rechnen wir mit einem ersten Anstieg der (Schweizer-) Leitzinsen von -0,75% auf -0,5% im März 2019", heißt aktuellen Research-Papier der Credit Suisse.

Der Euro-Franken-Kurs erweckt nicht den Anschein, als ob ihm das Risiko, dass die SNB vor der EZB ihren Leitzins erhöht, vollends bewusst ist. Sollte sich gleichzeitig das von der EZB in der Eurozone mit Notenpressen-Geld und Gütesiegel des IWF* versehene Wachstum als nicht nachhaltig herausstellen, müsste man wieder über einen Wechselkurs von 1 Euro = 1 Schweizer Franken sprechen.



*Der Internationale Währungsfonds (IWF) hatte vor dem Ausbruch der Asienkrise 1997 und der Staatspleite in Argentinien 2001 die betreffenden Staaten für ihre Wirtschafts-, Finanz- und Währungspolitik ausdrücklich gelobt.
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