Euro-Short-Sellern spielt Schweizer Inflation in die Karten
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Euro-Short-Sellern spielt Schweizer Inflation in die Karten

Kann der Euro seinen Anstieg fortsetzen und auch die Marken bei 1,15 und 1,16 Franken knacken? Oder handelt sich bei der aktuellen Erholung um eine ausgezeichnete Gelegenheit für die Verkäufer mit ihren Short-Wetten draufzusatteln? Steigende Inflationsraten in der Eurozone und der Schweiz sprechen für einen stärkeren Franken.

Die Inflation in der Schweiz ist auf dem Vormarsch, was der Schweizerischen Nationalbank (SNB) ein Stück weit die Hände bindet, den Franken mit Euro-Stützungskäufen abzuschwächen. So kletterte die jährliche Teuerung im August mit 1,2% auf ein Mehrjahreshoch. Zum Vergleich: Im Februar waren die Konsumentenpreise mit 0,6% nur halb so schnell gestiegen.

Geht es in diesem Tempo weiter, könnte die SNB einer erste Leitzinserhöhung noch vor der EZB vornehmen. Das ist ein Albtraum-Szenario für jene, die einen stärkeren Euro zum Schweizer Franken sehen wollen. Auswertungen zeigen, dass die ersten drei Zinserhöhungen von Notenbanken eine Währung am meisten pushen.

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Die Schweizer werden SNB-Chef Thomas Jordan ganz sicher nicht so davonkommen lassen wie die Eurozone EZB-Chef Draghi. Der Italiener kauft munter weiter Staatsanleihen, obwohl die Inflationsrate in der Eurozone im August auf 2,1% kletterte.

Wirtschaftshistoriker verweisen darauf, dass das 2%-Inflationsziel großer Unfug sei. Die stärksten und längsten Wachstumsphasen, die Europa und die USA im 20. Jahrhundert und 19. Jahrhundert durchliefen, wurden von Inflationsraten bei 1-1,5% begleitet. Wer nun sagt, dass sei veraltet, übersieht das Bigger Picture.

Wäre das Inflationsziel der EZB wie bei ihrer Gründung weiter kleiner als 2%, könnte Draghi nicht so ungeniert die Staatsschulden mit seiner Notenpresse aufhübschen. Die Regierungen in Rom anderswo hätten statt ein paar kosmetischer Änderungen wahrhaftige Strukturreformen einleiten müssen, was zu einer längeren Wachstumsphase führen würde.

Draghi beklagte unlängst, dass der Wirtschaftsaufschwung bisher nur 20 Quartale andauere, wohingegen der Schnitt in Europa seit den 1970er-Jahren bei 31 Quartalen liege. Man kann mit Fug und Recht behaupten, dass der Aufschwung kürzer ist, weil die EZB mit ihrer Wirtschaftspolitik über die Notenpresse Reformen verunmöglicht.

Fazit:
Es ist davon ausgehen, dass die EZB einen etwaigen Inflationsanstieg auf 3% als vorübergehend abtut und die Zinsen unangetastet lässt. SNB-Chef Jordan wird hingegen sehr viel eher geneigt sein den Leitzins raufzusetzen, zumal das der Großteil seiner Landsleute das erwartet. Der Euro wird dann voraussichtlich unter 1,10 Franken abtauchen.