Nächster Paukenschlag für Franken-Kreditnehmer
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Nächster Paukenschlag für Franken-Kreditnehmer

Österreichs verbleibende Franken-Kreditnehmer schauen auf die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit einem lachenden und weinenden Auge. Die SNB ist zwar an einem schwächeren Franken interessiert, sie bekommt ihn aber nicht. Der Euro-Franken-Kurs notiert aktuell bei 1,15 und liegt damit 4,2% tiefer gegenüber Ende April, als er 1,20 erreichte.

Die SNB weist eine erste Leitzinserhöhung weit von sich weis, nachdem die EZB selbiges gerade vorgemacht hat. CHF 1-Monats-Libor (aktuell: -0,79%) und CHF 3-Monats-Libor (aktuell: -0,73%), jene Schweizer Referenzzinssätze, an die die meisten österreichischen Franken-Krediten gekoppelt sind, dürften daher tief im negativen Terrain bleiben.

Vor einem Hochschießen der Zinsen müssen sich die Kreditnehmer also keine Sorgen machen. Die Gefahr geht vielmehr einmal mehr vom Euro-Franken-Kurs aus. Den zieht es nach unten, seitdem Ende Mai die Aufwärtstrendlinie gerissen wurde. Zwar gab es ein kurzes Aufbäumen und der Euro kletterte von 1,1370 auf 1,1660. Doch das ist schon wieder vorbei.

Am Devisenoptionsmarkt winkt man ab, nachdem Draghi binnen wenigen Tagen zweimal deutlich machte, dass es mit ihm eine merkliche Straffung der Geldpolitik nicht geben wird. Und so ist die Wahrscheinlichkeit, dass der EZB-Einlagenzins (aktuell: -0,40%) auf 0% steigt deutlich kleiner als die Wahrscheinlichkeit, dass 2019 oder 2020 wieder massenhaft Anleihen mit Geld aus der Notenpresse gekauft werden.

Nächster Paukenschlag

Da werden bei vielen Franken-Kreditnehmern Erinnerungen an Anfang 2015 wach. Damals musste die SNB den Euro-Franken-Kurs von 1,20 auf 1,00 ziehen lassen, weil die EZB ihr Wertpapierkaufprogramm auf Staatsanleihen ausweitete. Anfang 2019 scheint es auf ein ähnliches Szenario hinauslaufen.

Draghi könnte den jüngsten Entscheid seines EZB-Rats, die Anleihenkäufe zu beenden, kassieren. Als Grund führt er die konjunkturelle Abkühlung in der Eurozone an. Es sei sehr unwahrscheinlich, dass es dazu komme, mögen nun viele einwenden. Ist es nicht, denn der Italiener ist bereits dabei, ein neues Ausreden-Gerüst aufzubauen.

Der Konjunkturaufschwung habe nur 20 Quartale gedauert. Die durchschnittliche Länge eines Aufschwungs seit Mitte der 1970er-Jahre betrage in Europa aber 31 Quartale und falle auch viel stärker aus, sagte Draghi gerade in Sintra. Die logische Konsequenz aus diesem Blickwinkel: Man muss noch mehr Zentralbankgeld pumpen, bis die 31 Quartale erreicht sind, auch wenn das enorme Blasen nach sich zieht.

Die Schweiz hat dann die Wahl zwischen Pest und Cholera: Entweder SNB-Chef Thomas Jordan kauft wieder massenhaft Euros und setzt sich damit ins selbe Boot wie Draghi. Oder aber er lässt den Schweizer Franken aufwerten. Er dürfte sich wie Anfang 2015 für Letztgenanntes entscheiden, auch weil das Schicksal des Euros als Weichwährung besiegelt scheint.

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