Schweizer Franken rückt gegen Euro weiter vor
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Schweizer Franken rückt gegen Euro weiter vor

Zwei Wochen Talfahrt haben das Bild beim Euro-Franken-Kauf auf den Kopf gestellt. Der Wechselkurs purzelt von 1,1980 auf 1,1520 (-3,84%). Dass es so plötzlich bergab gehen würde, damit haben auch Pessimisten, die Ende April vor einem übertriebenen Anstieg des Euros auf 1,20 Franken warnten, nicht gerechnet.

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"Was wir in den vergangenen Jahren tatsächlich festgestellt haben, ist, dass die Safe-Haven-Funktion besonders dann spielte, wenn es Probleme in Europa gab", sagte Fritz Zurbrügg, Vizedirektor der Schweizerischen Nationalbank (SNB), vor zwei Wochen als nicht wenige Devisen-Auguren noch mit Kursen von 1,25 liebäugelten.


Ob die Lage in Italien zu 100% Schuld an dem Kursrutsch ist, darf bezweifelt werden. Weil eine Hiobsbotschaft aus Rom die nächste jagt, kann man aber zwei Drittel der Euro-Verluste den Populisten von Fünf Sterne und Lega zuschreiben. Letzter Stand: Die Ratingagentur Moody's droht mit einer Abstufung der Kreditwürdigkeit.

"Mit der bisherigen europäischen Rettungspolitik sind wir in einer Sackgasse angekommen", sagt der deutsche Ökonom Hans-Werner Sinn dem Münchner Merkur. Die Euro-Rettungspolitik sei eine Lebenslüge. "Man kauft den Ländern Zeit für Reformen. In Wahrheit hat man sich vor der Verantwortung gedrückt und Zeit fürs Nichtstun gekauft", so Sinn.

Die Masche mit dem Zeit kaufen wird gerade wieder einmal deutlich, weil der Eurozone durch eine Rückzahlung der zu Anfang der Draghi-Ära ausgereichten Langfristkredite eine kleine Kreditklemme droht. Würde die Konjunktur in der Eurozone noch so gut laufen wie letztes Jahr (was sie nicht tut, weil durch die Notenpressen-Politik Reformen liegengeblieben), wären rasche Rückzahlungen der Langfristkredite eine sehr gute Nachricht für den Euro, weil dadurch die Bilanzsumme der EZB sinkt.

Nun, da es an allen Ecken und Enden der Währungsunion knirscht, droht eine Verschärfung der Finanzbedingungen, die das Wirtschaftswachstum in der Eurozone unter 1% drücken kann. Ferner spreizen sich die Zinsen zwischen den soliden Euro-Nordstaaten und den hochverschuldeten Südländern auf. Und das ist der ideale Nährboden für einen noch schwächeren Euro und einen stärkeren Schweizer Franken.

Fazit:
Die Euro-Rettungspolitik wird gerade rückabgewickelt, und mit ihr der Anstieg des Euros auf zwischenzeitlich 1,20 Franken. Hinzu kommt:
  • Hedgefonds wetten auf höhere Zinsen und niedrigere Kurse von italienischen Staatsanleihen. Die für dieses Geschäft erforderliche Wertpapierleihe hat sich in den letzten Wochen sehr stark erhöht.
  • Hedgefonds leihen sich dabei italienische Schuldtitel, verkaufen sie, weil sie damit rechnen, die Anleihen deutlich günstiger zurückkaufen und dann dem Verleiher zurückgeben zu können.
Vor diesem Hintergrund ist 1 Euro = 1,15 Franken immer noch zu hoch.
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