Gefährliche Gewöhnung an EZB-Notenpresse in Deutschland
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Gefährliche Gewöhnung an EZB-Notenpresse in Deutschland

Der bekannte Investor Mark Mobius warnt vor einem Absturz der Aktienmärkte um 30-40%. In der Eurozone glauben sie fest daran, in die Rolle des Stehaufmännchens zu schlüpfen. Deutschland ist in Fanmeilen-Euphorie und übersieht dabei gerne, dass es sich von der EZB Wachstum servieren lässt.

"Es kann zu einer substanziellen Korrektur an den Märkten kommen", sagt Mobius dem Börsensender CNBC. Hauptgrund sei die seit neun Jahren währende Hausse an der Wall Street. Er prognostiziere zwar nicht, dass Aktien knapp die Hälfte ihres Wertes verlören. Man müsse sich aber darauf vorbereiten.

In der Eurozone hat sich das Wachstum im ersten Quartal auf den niedrigsten Stand seit 18 Monaten abgekühlt. Dass damit das Ende des Konjunkturaufschwungs eingeläutet wurde, glaubt Bundesbank-Chef Jens Weidmann nicht. "Derartige Sorgen halte ich allerdings für übertrieben", so der Anwärter auf die Draghi-Nachfolge.

Man könnte sich jetzt einmal ansehen, was Börsenexperten im Sommer 2008 gesagt hatten. Da wurde erzählt, dass der Wirtschaftsaufschwung wegen steigenden Paketzustellungen und eines von 150 US-Dollar auf 100 Dollar zurückkommenden Ölpreises weitergehen würde.

Auf der anderen Seite mahnt Weidmann eine Normalisierung der Geldpolitik nicht zu lange aufzuschieben. Er wiederholt eine zuvor gemachte Aussagen, wonach eine erste Leitzinserhöhung Mitte 2019 kommen könnte. Weil die Inflation in der Eurozone nicht anspringt, dürfte er damit allerdings im EZB-Rat nicht durchkommen.

Suchtgefahr

Deutschland profitiert meisten von der ultralockeren EZB-Geldpolitik. Das sieht man gerade wieder beim Dax, der bei knapp 13.000 Punkten ist und damit die Leitindizes aus Italien, Spanien und Frankreich locker outperformt. Der Dax schickt sich sogar an den Dow Jones zu überholen, und dass trotz massiver Senkung der US-Unternehmenssteuern und seit einem Jahrzehnt wirtschaftlicher Nichtstueritis Angela Merkels.

Der Dax-Schub hängt damit zusammen, dass die EZB den Ausblick auf einer straffere Geldpolitik nach hinten verschoben hat. Sie stellt damit mehr Notenpressen-Geld für Anleger ins Schaufenster. Gleichzeitig schwächt sie den Euro gegen US-Dollar ab und reicht Kredite mittels Firmenanleihen-Kaufprogramm an den Privatsektor aus.

Anders als zu Jahresbeginn rechnen weder die auf Niedrigzinsen angewiesene Merkel-Regierung noch die Exporteure, viele bekämen inzwischen bei einem fairen Euro-Dollar-Kurs von 1,30 Schwierigkeiten, dass mit den Netto-Wertpapierkäufen im September Schluss sein wird.