Euro beginnt kommende Krisenjahre 2019-2022 zu diskontieren
Home » » Euro beginnt kommende Krisenjahre 2019-2022 zu diskontieren

Euro beginnt kommende Krisenjahre 2019-2022 zu diskontieren

Devisenhändler knausern und zahlen nur noch 1,1830 Franken für den Euro. Deutschland geht allmählich auf die Matte. Noch behilft man sich mit Ausreden, um die Konjunkturabkühlung kleinzureden. Auch in Frankreich und Italien ist das Wachstum schwach. Österreich sticht positiv heraus. Das reicht aber nicht, um den Wechselkurs zurück auf 1,20 zu hieven. Weil die Eurozone abgegrast ist, bahnen sich für den Euro schlechte Zeiten an.

Bei 1,1800-1,1810 ist eine wichtige Untersützung für den Euro-Franken-Kurs. Wenn die reißt, droht ein Rückfall auf 1,15-1,16, der wegen der Wachstumsabkühlung nicht ungerechtfertigt wäre. Deutschland, Frankreich und Italien haben in den ersten drei Monaten des Jahres ihre Wirtschaftsleistung lediglich um 0,3% steigern können. Es wird immer wahrscheinlicher, dass eines dieser Länder in eine Rezession fällt, bevor die EZB das Wertpapierkaufprogramm beendet, geschweige denn die Leitzinsen erhöht.

Österreich und Spanien sind die Lokomotiven der Eurozone. Sie kommen auf ein Wachstum von 0,7% und liegen damit deutlich über den Eurozonen-Durchschnitt (0,4%). Ihr Einfluss auf den Euro-Franken-Kurs ist jedoch gering. Die bessere Wirtschaftspolitik in Wien führt aber dazu, dass sich Österreichs ATX anschickt, seinen großen Bruder Dax outzuperformen. Year-to-Date beträgt diese Outperformonace*** zurzeit 2%, und sie dürfte weiter steigen.

Weiterlesen: EUR/CHF schwach, dafür nimmt Österreichs ATX Fahrt auf

Was soll der deutsche Wirtschaftsminister Peter Altmaier, ein enger Vertrauter von Angela Merkel, auch anderes tun? Er wird sich freilich bis zuletzt weigern, die über die letzten 12 Jahre angehäuften wirtschaftspolitischen Versäumnisse seiner Chefin anzuerkennen. Und so lässt Altmaier einen 🔗Ausredenkatalog zur Wachstumshalbierung erstellen, der seinesgleichen sucht.

Gleichzeitig muss er darauf hoffen, dass Mario Draghi Deutschland einmal mehr mit seiner Geldkanone Wachstum vorfinanziert. Niedrige Zinsen sind vonnöten, um die Planvorgaben für die vom deutschen Staat kontrollierten Wirtschaftsbereiche nicht vollkommen aus den Augen zu verlieren. Ferner braucht es einen niedrigen Euro-Wechselkurs zum US-Dollar, um die Exporte anzukurbeln. In der langen Sicht höhlt man mit einem Weichwährungskurs zwar die industrielle Basis aus. Nur das interessiert inzwischen auch CDU-Politiker herzlich wenig.

Euroland abgebrannt

Die Lage ist frappierend ähnlich wie Anfang 2000, als der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder Reformen erst verweigerte und von einer Wirtschaftspolitik der ruhigen Hand sprach. Am Ende kam es dann zur Agenda 2010 und einem Reformpaket, das bis dato seinesgleichen in der Eurozone sucht. Damals war der Euro nicht so sehr abhängig von Deutschland wie er es heute ist. Was Anlegern an Konjunkturdynamik in Deutschland fehlte, fanden sie in Frankreich und Südeuropa.

Und so hatte der Euro-Wechselkurs von 2002 und 2005 eine gute Zeit zwischen 1,45 und 1,60 Franken. Als Deutschland 2005 mit seiner Konjunktur wieder an Bord kam, hatte der Euro eine noch bessere Zeit und kletterte bis Herbst 2007 auf 1,68 Franken. 2019-2022 läuft es jedoch darauf hinaus, dass Deutschland und weite Teil der Eurozonen-Wirtschaft zugleich in Rezessionen und Mini-Wachstum schlittern. Der Euro wird dann eine schlechte Zeit haben.

Zum Thema:
EUR/CHF-Ausblick bis 2026


*** Eine Outperformance liegt vor, wenn der ATX stärker steigt als der Dax. Sie liegt auch vor, wenn es in einen Bärenmarkt geht, und die Verluste beim Dax größer sind als beim ATX.