EUR/CHF-Ausblick: Mehr als ein Hoffnungsschimmer?
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EUR/CHF-Ausblick: Mehr als ein Hoffnungsschimmer?

Nach empfindlichen Kursverlusten und einem Rückfall des Euros von 1,2005 auf 1,1705 Franken gibt es nun erste Anzeichen einer Bodenbildung. Der Euro erholt sich auf 1,1750 Franken. Die EU-Kommission besänftigt die von Italien aufgebrachten Finanzmärkte mit einem Vorschlag zu mehr Risk Sharing. Entscheidend für den EUR/CHF-Kurs ist, wer nächster Finanzminister wird.

Schweizer Franken und US-Dollar sind etwas weniger gefragt, der Euro dafür etwas mehr. Dahinter dürfte auch die Annäherung in der Handelsauseinandersetzung zwischen den USA und China stecken. Hinzu kommt, dass in die Türkei, Argentinien und Indonesien, jenen Länder, die die Speerspitze der Emerging-Markets-Probleme bilden, etwas Ruhe reinkommt.

Dass der Jurist und Universitätsprofessor Giuseppe Conte neuer Ministerpräsident Italiens werden soll, ist ein erstes Zeichen dafür, dass 5 Sterne und Lega von ihren Wahlversprechen abrücken. Denn ein populistischer Kandidat à la Tsipras hätte wohl keine Chance von Staatspräsident Mattarella zum Regierungschef ernannt zu werden.

Aus der Sicht des EUR/CHF-Kurses ist die Kuh in Italien allerdings nicht vom Eis. Der Zins auf die zehnjährigen Staatsanleihen des hochverschuldeten Landes kletterte gerade mit 2,42% auf den höchsten Stand seit 14 Monaten. Entscheidend ist, wer neuer Finanzminister wird. Auch hier bietet sich ein Vergleich zu Griechenland an.

Einen Varoufakis-Rambo kann sich Italien nicht leisten, zumal der aktuelle Amtsträger Pier Carlo Padoan an den Finanzmärkten über eine ziemlich gute Reputation verfügt. Wird diese Schlüsselposition mit einem Politiker aus dem Draghi-Lager besetzt, wäre das sicherlich eine große Erleichterung für die italienischen Märkte und auch für den Euro, der dann zurück über 1,18 Franken steigen könnte.

Brüssel startet derweil den nächsten Versuch mehr Risk Sharing in der Eurozone einzuführen. Die EU-Kommission will es Banken erlauben Staatsanleihen aller Euroländer zu bündeln und dann scheibchenweise an Investoren zu verkaufen. Man verspricht sich davon neue private Anleger für die Finanzierung der hohen Schulden Italiens und Griechenland anzulocken.

Warum es diese European Safe Bonds (Esbies) braucht, erschließt sich selbst routinierten Finanzmarkt-Beobachtern nicht. Es ist, wie wenn man hochwertige Schokolade und Schokolade geringer Qualität zusammenwirft, erhitzt und dann daraus neue Schokoladentafeln macht. Vielleicht erhofft sich die EU-Kommission davon, Risiken zu verschleiern, um so Zeit zu gewinnen, die Eurozone enger zu verzahnen.