EUR/CHF-Ausblick: Wo stoppen die Verkäufe?
Home » » EUR/CHF-Ausblick: Wo stoppen die Verkäufe?

EUR/CHF-Ausblick: Wo stoppen die Verkäufe?

Der Schweizer Franken holt zur Rückholaktion aus. Das Ziel: Dem Euro seine Gewinne wieder abjagen. Als Werkzeuge dienen die große Verunsicherung ausgehend von Italien, die Drohung Trumps Merkel mit einem Handelskrieg zu überziehen, sollte die Kanzlerin den Bau der Ostseepipeline Nord Stream 2 nicht stoppen, sowie die hohen Schuldenstände der Emerging Markets. Der Euro sinkt auf 1,1730 Franken - nach 1,20 Ende April. Verliert der Euro weitere drei Rappen, wäre er auf den Tiefständen vom Februar 2018 bei 1,14 Franken.

In Italien haben sich die Parteien 5 Sterne und Lega auf ein Regierungsprogramm geeinigt. Kern sind schuldenfinanzierte Ausgabenprogramme und Steuersenkungen. Finanziert werden sollen sie durch eine Rückkehr zu den Regeln, die vor dem Vertrag von Maastricht galten. Seinerzeit konnten sich Regierungen ganz unverholen von ihren Notenbanken Kredite geben lassen. Dieses Recht mussten sie mit dem Euro-Beitritt abgeben. Als Gegenleistung bekamen sie niedrige Zinsen.

Die EU schaltet auf Stur. Aber was will man tun, wenn Italiens neuer Finanzminister mehr Staatsanleihen begibt? Brüssel wäre genauso machtlos wie bei den Umverteilungsquoten für Flüchtlinge. Aus der Sicht der italienischen Populisten ist die Zeit günstig, denn die EZB kauft nach wie vor Staatsanleihen, und wird das auch noch mindestens ein halbes Jahr tun. Bundesbankchef Jens Weidmann hat gerade von seiner Forderung, das Wertpapierkaufprogramm im September auf einen Schlag zu beenden, Abstand genommen.

Trump will übereinstimmenden Medienberichten zufolge nicht nur deutsche Firmen sanktionieren, die mit dem Iran weiter Geschäfte machen. Auch jene Unternehmen, die sich am Bau der Ostseepipeline beteiligen, will er das Leben zur Hölle machen. Die meisten dieser Firmen sind angewiesen Zahlungen in US-Dollar abzuwickeln und haben US-Niederlassungen. Sie ließen sich mit Willkür-Anklagen des US-Justizministeriums belangen. Zum Beispiel könnte man ihnen vorwerfen die nationale Sicherheit der USA zu bedrohen. Die Ostsee ist laut einer hohen US-Regierungsbeamtin ein "sensibler militärischer Bereich".

Zu dieser Unsicherheit obendrauf kommen weltweit hohe Schuldenstände, die langsam beginnen die Aufmerksamkeit der Anleger zu wecken. Im Vergleich zu vielen Emerging-Markets-Nationen, aber auch Ländern wie USA, Japan und natürlich Italien, hat die Schweiz kein nennenswertes Schuldenproblem. Auch dann nicht, wenn man die Verschuldung schweizerischer Privathaushalte im Zuge des Immobilienbooms berücksichtigt. Der Schweizer Franken steht daher in den Startlöchern von dem globalen Schuldenexzess zu profitieren.

EUR/CHF-Ausblick:
Italiens streitbare neue Regierung, American Aggression und der Irrglaube ständig steigender Vermögenspreise dank immer höherer Schulden haben über dem EUR/CHF-Kurs den Stab gebrochen. Wer den Schweizer Franken abschrieb, weil der Euro Ende April auf 1,20 kletterte, hat einen Fehler gemacht. Sollte Gier an den Börsen Angst weichen, und es als nächstes zu purzelnden Aktienkursen kommen, muss man mit einem Rückfall des EUR/CHF-Kurses auf 1,1450 rechnen.