Beim Euro lieber nicht so genau hinsehen
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Beim Euro lieber nicht so genau hinsehen

Der Euro nimmt dem Schweizer Franken im ersten Quartal 2018 einen halben Rappen ab. Es geht von 1,1690 auf 1,1740 (+0,43%) nach oben. In Anbetracht von Börsenturbulenzen und vorsichtiger werdenden Anlegern ist das ein Erfolg für die Gemeinschaftswährung. Auf den zweiten Blick sieht es nicht so rosig aus. Die Eurozone pfeift auf dem letzten Loch, weil die ältere Generation den Millennials Wachstum und Wohlstand rauben.

Im vierten Quartal 2017 kletterte der EUR/CHF-Kurs von 1,1420 auf 1,1690 (+2,36%), während er im dritten Quartal 2017 den bisher größten Satz von 1,0940 auf 1,1420 (+4,39%) machte. Die Aufwärtsbewegung hat sich somit in den letzten Monaten spürbar verlangsamt. Sollte sich dieser Trend fortsetzen, dürfte zwischen April und Juli 2018 ein Rücksetzer des EUR/CHF-Kurses unter 1,15 anstehen.

Doch dazu wird es nach Einschätzung von Raiffeisen Salzburg nicht kommen. Eine gute Konjunkturdynamik in der Schweiz und der Status des Frankens als Sicherer Hafen stünden der zunehmenden Risikobereitschaft von Anlegern und der absehbaren Wende in der EZB-Geldpolitik gegenüber. "Im Ergebnis rechnen wir mit einer Seitwärtsbewegung um das aktuelle Kursniveau von EURCHF 1,1700 in den kommenden Monaten", schlussfolgert die Bank.

Generationen-Diebe

Den vorwärtsgerichteten Devisenmarkt interessiert die künftige Geldpolitik. Als sich in der zweiten Jahreshälfte 2017 abzeichnete, dass die EZB ihre monatlichen Anleihenkäufen auf 30 Milliarden Euro halbieren würde, konnte der Euro gegen den Franken kräftig zulegen. Es war bereits das zweite Mal, dass die EZB die geldpolitischen Zügel anzog. Zuvor hatte es eine Verringerung von 80 auf 60 Milliarden Euro gegeben. Die Beendigung der Netto-Käufe, die voraussichtlich im vierten Quartal 2018 kommt, ist längst eingepreist.

An die Zinsen traut sich die EZB nicht. Selbst Bundesbankchef Jens Weidmann rechnet mit einem Zinsschritt nicht vor Mitte 2019. Bis dahin fließt noch viel Wasser den Rhein runter. Sicher ist, dass die Wirtschaft in der Eurozone an Schwung verlieren wird, weil es bei der Wachtsumsrate von über 2%, so wie es 2017 gab, um einen Sondereffekt handelt. Ein so kräftiges Wachstum ist wegen der demographischen Entwicklung, hohen Steuern- und Abgaben sowie der Überregulierung mehrere Jahre hintereinander nicht möglich.

Es wird sich rächen, dass die betagten EZB-Banker der jungen Generation (Millennials) so gnadenlos konjunkturstimulierende Maßnahmen geklaut haben. Leitzinssenkungen, wie man sie während der Finanzkrise in der richtigen Dosierung, dann aber während der Euro-Schuldenkrise vollkommen übertrieben einsetzte, sind nicht mehr möglich. Man kann praktisch nur wieder den Ankauf von Staatsanleihen hochfahren und/oder ein weiteres Tabu brechen und Aktien kaufen.