Das Spiel mit dem Feuer
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Das Spiel mit dem Feuer

Im Februar 2015 führten Mario Draghi und Janet Yellen ein Telefongespräch. Anlass waren empfindliche Rückgänge an den Aktienmärkten. Was sie verabredeten, ist nicht bekannt. Einige Tage nach dem Telefongespräch kündigte der EZB-Chef aber an, die Geldschleusen noch weiter aufzureißen. Yellen erteilte Leitzinserhöhungen und einer Bilanzverkleinerung eine Absage.

Es startete die bis heute andauernde Aktienrallye. Heute wird oft so getan, als ob einzig und allein die gute Weltkonjunktur die Börsen in Hochstimmung versetzt haben. Schaut man sich den Dax an, dann stellt man aber fest, dass dieser in den letzten Jahren immer dann eine neue Anstiegswelle ausformte, wenn Draghi mit irgendeiner neue Form seines Notenpressen-Geldes daherkam.

Naiv wäre der, der glaubt, dass das alles auch ohne Notenpressen-Geld funktioniert. Was passiert, wenn die EZB Anfang 2018 ihre monatlichen Wertpapierkäufe auf 30 Milliarden Euro halbiert? Was geschieht wenn die Fed 20 Milliarden Dollar aus dem Finanzsystem zieht, in dem sie fällig werdende Anleihe nicht reinvestiert?

Die Zinsen auf Euro-Staatsanleihen müssten dann steigen, und mit ihnen der EUR/CHF-Kurs. Die Sache hat aber einen Haken. Weil die EZB ihre Rolle als vorzüglicher Staatenfinanzierer Italiens und Portugals aufgibt, droht den Südeuropäern ein stärkerer Zinsanstieg als den Nordeuropäern. Dehnt sich die Zinsdifferenz aus, ist das ein gravierende Grund für den EUR/CHF-Kurs abzutauchen.

Richtig eng wird es, sollte ein rascher Inflationsanstiegs aufgrund von höheren Ölpreisen und einem weichen Euro stattfinden. Draghis Märchen, wonach die EZB ausschließlich Staatsanleihen kauft, um die Inflation anzuheizen, fliegt auf. Jetzt müsste man sich auf eine nicht enden wollende Ausreden-Kette von Draghi einstellen.

Der stolze Italiener würde sich ja lieber die Zunge abbeißen, als zuzugeben, er mache das Ganze, um Italien und Co. den Schuldendienst zu vereinfachen. Entsprechend kann man sich auf die EZB-Pressekonferenzen freuen. Draghis bisherige Auftritte finden immer nach dem gleichen Strickmuster ab. Wenn ein Journalist ein Frage stellt, gibt es...
  • eine langatmige akademische Antwort des frühere Universitätsprofessors Draghi. Beispiel: Fragt ein Journalist nach Deflationsgefahren, fängt Draghi erst einmal an Deflation zu definieren...Gähn
  • eine Antwort, in der er eine Message für die Finanzmärkte unterbringt, die er sich vorher ausgedacht hat. Dabei schert er sich oft recht wenig um die Beantwortung der eigentlichen Frage.
  • eine Erdogan-Antwort: Darüber habe man im EZB-Rat nicht diskutiert, sagt Draghi. Diese Variante bekommen meist deutsche Journalisten, die sich im Englischen sehr unhöflich ausdrücken.

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1. Teil: So leicht lässt der Devisenmarkt die SNB nicht davonkommen
2. Teil: Das Spiel mit dem Feuer
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