Zur Lage von Franken-Kreditnehmern in Österreich im November
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Zur Lage von Franken-Kreditnehmern in Österreich im November

Vermeintlich desaströse Franken-Kredite haben sich zu einem cleveren Finanzprodukt entwickelt. Das unterstreicht die Stärkephase des Euro. Er hat gerade mit 1,1612 Franken das höchste Wochenschluss seit der Aufhebung der Stützgrenze vor knapp drei Jahren erreicht. Die niedrigen Zinsen sind inzwischen fast schon wichtiger als der Wechselkurs.

Ein Bankkunde, der sich im Jahr 2002 bei einem Eurokurs von 1,45 Franken 100.000 Euro von seiner Bank borgte, steht immer noch mit 25.000 Euro in der Kreide. Zum aktuellen Wechselkurs von 1,16 beträgt seine Kreditschuld 125.000 Euro. Es sah aber schon einmal sehr viel schlechter aus:
  • Im Februar 2017 war der Euro bei 1,06 Franken, Kreditschuld: 136.792 Euro.
  • Beim Frankenschock Anfang 2015 galt 1 Euro = 0,98 Franken. Kreditschuld: 147.959 Euro.
Angenommen der Franken-Kredit hat eine Laufzeit von 20 Jahren und der Kreditnehmer liebäugelt mit einer Umschuldung in einen Euro-Kredit, so stellt er sich die Frage:

Wie viel Zinsen mehr muss ich bezahlen?

Der für Franken-Kreditnehmer relevante Zins, der CHF 3-Monats-Libor, ist aktuell bei -0,33%. Der 3-Monats-Euribor bei -0,73%. Auf den ersten Blick ist der Zinsvorteil mit 0,40% recht gering.




Die Bank vergibt allerdings nicht einen variabel verzinslichen Euribor-Kredit. Sie pocht auf einen Euro-Fixzinskredit. Der Franken-Kreditnehmer möchte also einen fünfjährigen Euro-Kredit, wofür ihm die Bank einen Fixzins von mindestens 1,5% berechnen würde. Bei einem Euro-Kredit von 100.000 Euro wären das 1.500 Euro Zinsen pro Jahr bzw. 7.500 Euro bis zum Jahr 2022.

Der Bankkunde bekommt aber auch keinen endfälligen Euro-Kredit, der mit dem Enddatum seines Franken-Kredits übereinstimmt. Ursache ist eine Deckungslücke. Die Bank schlägt einen zehn- oder 15-jährigen Abstattungskredit vor, bei dem Zinsen und Tilgung in einer monatlichen Rate zusammengefasst werden (Annuitätendarlehen). Damit hat die Bank ihn da, wo sie ihn haben will.

Ergebnis:
Der Bankkunde muss seinen Kredit über das Jahr 2022 verlängern. Er zahlt wegen deutlich höheren Euro-Zinsen quasi die mit seinem Franken-Kredit zuvor vereinnahmte Zinsersparnis brav an die Bank zurück.
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