Was den Euro hindert auf 1,20 Franken zu steigen
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Was den Euro hindert auf 1,20 Franken zu steigen

Den Devisenoptionsmarkt lässt ein Anstieg des Euros auf 1,1675 Franken, den zweithöchsten Stand im laufenden Jahr, bisher vollkommen kalt. Das 25-Delta Risk Reversal für einmonatige EUR/CHF-Optionen fristet bei -0,40% ein Schattendasein. Handelt es sich bei der Hochkonjunktur in der Eurozone etwa um Low Quality Growth?

EUR/CHF-Risk Reversal:
  • Wer sich gegen einen steigenden EUR/CHF-Kurs mit Call-Optionen absichern will, z. B. ein deutscher Maschinenbauer mit Exporterlösen in der Schweiz, muss tiefer in die Tasche greifen.
  • Marktteilnehmer mit Franken-Exposure, beispielsweise Fremdwährungskreditnehmer, bittet der Devisenoptionsmarkt nicht so sehr zur Kasse. Put-Optionen, die im Geld landen, wenn der EUR/CHF-Kurs sinkt, sind günstiger als Call-Optionen.

Die Diskrepanz zwischen der Einschätzung des Devisenoptionsmarktes und der tatsächlichen EUR/CHF-Kursentwicklung ist zurzeit sehr hoch. Früher oder später wird sich dieses Ungleichgewicht aufheben. Entweder das Risk Reversal nimmt einen positiven Wert an und macht damit den Weg für EUR/CHF-Kurse über 1,17 frei. Oder aber es bleibt negativ. Dann wäre ein Rückgang auf 1,15 angemessen.




Peking müsse von seinen jährlichen Wachstumszielen Abstand nehmen, um die Abhängigkeit von schuldengetriebenen Ausgabenprogrammen zu verringern. Dadurch könne China High Quality Growth erlangen, sagt der Internationale Währungsfonds (IWF). Die Ähnlichkeiten der chinesischen Volkswirtschaft, der die EU die Anerkennung als Marktwirtschaft hochnäsig abspricht, zur Eurozone sind frappierend.

Die EZB formuliert mit ihrem geldpolitischen Gaspedal ebenfalls Wachstumsziele. Wenn sich das Wachstum abschwächt, werden die Anleihenkäufe erhöht (so wie im Frühjahr 2016). Bei einer Überhitzung geht man etwas herunter, wie die gerade beschlossene Verringerung der Anleihenkäufe zeigt.

Ferner pumpt die EZB Kredite über den Ankauf von Firmenanleihen in staatsnahe Unternehmen aus den Bereichen Telekom, Versoger und anderen Sektoren. Auch die Chinesen pumpen Staatskredite in öffentliche Unternehmen, was die EU als Grund anführt, um China die Verleihung des Marktwirtschafts-Status zu versagen.

Natürlich würde die die Notenpresse liebende IWF-Chefin Lagarde niemals von Low Quality Growth mit Blick auf die Eurozone sprechen. Es lässt sich aber mit Fug und Recht behaupten, dass der EUR/CHF-Kurs schon über 1,20 wäre, würde es sich beim Wirtschaftswachstum der Eurozone um High Quality Growth handeln.