Wie gefährlich sind die Schweizer Währungshüter?
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Wie gefährlich sind die Schweizer Währungshüter?

Die Devisenreserven der Schweizerischen Nationalbank (SNB) und der EUR/CHF-Kurs sind am steigen. Hinzu kommt ein fast schon unheimliches Kursfeuerwerk der SNB-Aktie. Klammheimlich ist Thomas Jordan zum staatlichen Hedgefonds-Manager aufgestiegen. Mit den Summen, die Jordan bewegt, stellt er Platzhirsch Ray Dalio, Chef des 150 Milliarden Dollar schweren Hedgefonds Bridgewater, in den Schatten.

Wenn die SNB den EUR/CHF-Kurs stützt, steigen ihre Devisenreserven. SNB-Chef Jordans Mantra war den Euro nicht unter 1,06 Franken sinken zu lassen, und so wurden zwischen Juni 2016 und April 2017 Schwächeanfälle konsequent ausgebügelt. Die Devisenreserven stiegen im Lichte des Brexit-Votums, der Trump-Wahl sowie der Furcht vor der Euro-Gegnerin Le Pen um knapp 100 Milliarden Euro auf 696 Milliarden Franken.


Im Mai 2017, mit der Macron-Wahl, kam es dann zu einer fundamentalen Änderung. Der EUR/CHF-Kurs hat sich seitdem deutlich von der Interventionsschwelle bei 1,06 entfernt. Ein Eingreifen Jordans zur Stützung des Wechselkurses ist nicht mehr erforderlich. Trotzdem stiegen die Devisenreserven munter weiter. Sie lagen Ende September 2017 bei 724 Milliarden Franken, wie die SNB am Freitag mitteilte.

Warum sind die Devisenreserven in den letzten Monaten gestiegen, obwohl die SNB den EUR/CHF-Kurs überhaupt nicht stützte?

Durch den Anstieg des EUR/CHF-Kurse von 1,07 auf 1,15 sind die von Jordan aufgesaugten Euros, die er hauptsächlich in Staatsanleihen aus Deutschland und Frankreich sowie Aktien wie Apple und VW recycelte, mehr wert. 40% der SNB-Devisenreserven, also etwa 290 Milliarden Franken, stecken in Euro-Wertschriften. Weil der Euro gegen den Franken 7% stärker wurde, ergibt sich ein Bewertungsgewinn in der SNB-Bilanz von etwa 16 Milliarden Franken.

Ein Hedgefonds würde sich 20% von den 16 Milliarden Franken, also 3,2 Milliarden Franken, als Performance-Fee in die Tasche stecken. Das Schweizer Modell funktioniert anders. Die Kantone und der Bundeshaushalt profitieren. Die Dividende an die SNB-Aktionäre, unter ihnen Privatleute, ist mit 6% des Aktienkapitals gedeckelt. Ferner muss die SNB ihre Rückstellungen erhöhen.

Sollten EUR/CHF, Aktien und Staatsanleihen-Kurse sinken, hätte Jordan ganz schnell mal einen Quartalsverlust von 50-100 Milliarden Franken an der Backe. 20% der Devisenreserven hat die SNB in Aktien investiert. Das Gros steckt in US-Papieren wie Apple. Es sind aber auch Aktien von einem US-Haftanstaltbetreiber und viele andere dabei.

Blutige Nase

Wenn die aktuell von Allzeithoch zu Allzeithoch eilende Wall Street in einen Bärenmarkt abschmiert, also ausgehend von den Rekordhochs 20% verlöre, würde sich die SNB am US-Aktienmarkt ein blutige Nase holen. Etwa 15 Milliarden Franken wären futsch. Gefährlicher noch sind steigende Zinsen in der Eurozone, als damit Kursverluste bei deutschen- und französischen Staatsanleihen entstünden.

Bisher war es so, dass höhere Euro-Zinsen den EUR/CHF-Kurs haben steigen lassen, was Kursverluste bei Staatsanleihen ausglich. Das muss aber keineswegs so bleiben. So könnte der Euro bei 1,15 Franken stehenbleiben oder sogar sinken, als der Wechselkurs den zaghaften Rückbau der ultralockeren Geldpolitik der EZB bereits eingepreist hat. Gleichzeitig würden die Kurse von Staatsanleihen fallen.

SNB-Aktien gehen weg wie warme Semmel. Ihr Kurs hat sich seit der Macron-Wahl mehr als verdoppelt. Aktuell notieren diese wegen ihrer spärlichen Liquidität für kurz- und mittelfristige Anleger extrem gefährlichen Papiere bei 3.750 Franken. Für langfristige Anleger ist der Aktienkurs zweitrangig. Sie schielen auf jährliche Dividendenzahlungen und setzen darauf, dass die SNB nicht pleitegehen kann.