EUR/CHF-Ausblick: Fingerzeig Richtung Merkel und Macron
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EUR/CHF-Ausblick: Fingerzeig Richtung Merkel und Macron

Der Euro hat 2017 zwei wichtige Schritte gemacht: Zwischen April und Juli kletterte er von 1,07 auf 1,11 Franken. Danach ging es bis Oktober auf 1,17. Im Rückblick lassen sich die Anstiege mit den europafreundlichen Wahlergebnissen in Frankreich und den Niederlanden, einem kräftigen Wirtschaftswachstum und der Verringerung der EZB-Anleihenkäufe erklären. Jetzt braucht es ein neues Thema. Welches Ereignis trägt den Euro auf 1,20 Franken?

Jener Teil der Erhöhung des EUR/CHF-Kurses, der auf den überraschend kräftigen Konjunkturaufschwung zurückgeht, ist kurstechnisch Schnee von gestern. Da hilft es auch nichts, dass die Wirtschaftsstimmung in der Eurozone im Oktober 2017 so gut war wie letztes Mal im Januar 2001. Vor allem in der Industrie, bei den Einzelhändlern und im Bausektor nahm der Optimismus noch einmal zu, meldet die EU-Kommission.

Die Europäische Zentralbank (EZB) stellt auf Autopilot. Eine erneute Eindämmung der auch nach der Halbierung der Anleihenkäufe immer noch ultralockeren Geldpolitik ist nicht zu erwarten. Die EZB hat binnen eines Dreivierteljahr die Käufe pro Monat zunächst von 80 auf 60 Milliarden und dann auf 30 Milliarden Euro gedrosselt. Immerhin konnte der Euro den sich wie Kaugummi ziehenden EZB-Exit in Kursgewinne gegen den Franken ummünzen.


Von den Wahlen in Italien im Frühjahr 2018 wird wohl keine Gefahr ausgehen. Mit einem Impuls für den Euro, wie er von den Wahlen in den Niederlanden und Frankreich ausging, ist allerdings auch nicht zu rechnen. Es ist ja bekannt, dass die Mehrheit in Italien mit Veränderungen auf Kriegsfuß steht. Manche Journalisten sollen dort ja ihre Artikel noch heute mit der guten alten Schreibmaschine schreiben.

Ein Euro-Austritt wäre daher eine viel zu große Veränderung für Italien. "Wenn man den Bürgern die Chance gibt über einen Euro-Austritt nachzudenken, dann werden sie darüber zweimal, vielleicht 10-mal oder sogar 100-mal nachdenken", sagte der frühere deutsche EZB-Chefvolkswirt Otmar Issing einmal dem Börsensender CNBC.

Der Impuls für Teil 3 des Anstiegs des EUR/CHF-Kurses kann somit nur von Transferzahlunen ausgehen. Der Rettungsschirm ESM soll nach dem Willen Jean-Claude Junckers und der deutschen Bundesregierung in einen Europäischen Währungsfonds (EWS) umgebaut werden. Der EWS könnte die Schuldensünder sehr viel strenger Überwachen als es die EU-Kommission tut, so das Kalkül Berlins.

Damit die Deutschen ihren EWS-Polizisten bekommen, werden sie allerdings den Geldbeutel öffnen müssen. Es geht darum die Früchte der hohen Exportüberschüsse, die Deutschland auch wegen seines gegenüber Frankreich und Italien stärkeren Wirtschaftswachstum aberntet, umzuverteilen. Je mehr Geld Macron aus Merkel rausquetscht, umso besser einstweilen für den Euro.