Euro bleibt in italienischer Weichwährungshaft
Home » » Euro bleibt in italienischer Weichwährungshaft

Euro bleibt in italienischer Weichwährungshaft

Der Euro lässt trotz schleichender Italianisierung bisher keine Schwächen erkennen. Mit 1,1560 Franken schwebt er in luftiger Höhe. EU-Parlamentspräsident Tajani fordert von seinem Landsmann Draghi ein Hinterzimmer-Deal über faule Kredite bei italienischen Banken. Gemäß Italiens früherem Ministerpräsident Enrico Letta wäre es ein "Desaster", würde Bundesbankchef Weidmann auf Draghi folgen. Als nächstes dürfte sich die EZB daran machen, Inflationsraten von 3% oder 4% als völlig normal einzustufen.

In Italien ist der Groll auf die Bundesbank immer noch groß. Man hat nicht vergessen, dass die deutsche Notenbank das Land als nicht euro-würdig einstufte und das auch seinerzeit in einem Konvergenzbericht niederschrieb. Daraufhin schummelte sich Rom über den Umweg Jacques Chirac in die Eurozone. Wenn Italien nicht dabei wäre, würde man den Euro nicht machen, drohte Frankreichs Präsident. Umso ärgerlicher ist es, dass Italien heute die Eurozone in eine Lirazone mit deutschen Billionen-Bürgschaften verwandelt.


Die italienische Lira war eine typische Weichwährung, weil Italiens Notenbank Geld druckte, um Staatsausgaben zu finanzieren. Die Parallelen zum Euro sind frappierend. Wie schwach der Euro ist, sieht man nicht bei einem Vergleich zum US-Dollar, weil der eine Sonderrolle einnimmt. Wer sich hingegen die Euro-Kursverläufe zu den Währungen Chinas, Südkoreas, Taiwans und Singapur anschaut, erkennt, wie weit die Italianisierung der Eurozone bereits fortgeschritten ist.


Die EZB-Bankenaufsicht hat letzte Woche angeordnet, dass Banken mit faulen Krediten höhere Rückstellungen bilden müssen. Das bringt EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani auf die Palme. Er schreibt an EZB-Chef Draghi einen Brief und fordert, die Maßnahmen aufzubeben. Tajanis Ansprechpartner wäre eigentlich die Chefin der Bankenaufsicht, Danièle Nouy. Der Italiener wendet sich aber an seinen Buddy Draghi. So viel zu der einst von IWF-Chefin Lagarde und Draghi versprochene strikten Trennung zwischen Geldpolitik und Bankenaufsicht.

Früher oder später wird der EZB-Chef seinen Italienern wieder zu Hilfe eilen. Die Chancen stehen gut, dass die Geldpolitik in der Eurozone ultralocker bleibt, auch wenn die Inflation über 2% steigt. Draghi könnte dann die Marschroute ausgeben, für einige Jahre eine Inflation von 3% oder 4% zu machen, weil man zuvor lange unter 2% lag. Der Chef der regionale US-Notenbank zu Chicago, Charles Evans, sprach sich gerade für einen solchen Inflations-Durchschnitt aus. Die EZB hat die Fed in den letzten Jahren immer dann überboten, wenn es darum ging die Geldschleusen noch weiter aufzureißen.

Fazit:
Solange Italien der Währungsunion seinen Stempel der währungspolitischen Verantwortungslosigkeit und wirtschaftlichen Erfolglosigkeit aufdrückt, hat der Euro nicht den Hauch einer Chance seine Höchststände von 2007/2008 bei 1,68 Franken und 1,60 US-Dollar erneut zu erreichen. Alsbald sich der Konjunkturaufschwung in der Eurozone dem Ende neigt, muss man vielmehr mit Wechselkursen von 1 zu 1 rechnen und einem Draghi, der neben Anleihen Aktien kaufen lässt und die Nuklear-Option Helikoptergeld zieht.