1 €=1,15 CHF: Ist die Schweizer Währung noch überbewertet?
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1 €=1,15 CHF: Ist die Schweizer Währung noch überbewertet?

Die Gerüchteküche brodelt: Die Schweizerische Nationalbank (SNB) muss dem Stärkerwerden des Euros gegen den Schweizer Franken in irgend einer Form Rechnung tragen. Muss sie nicht, sagt der Devisenmarkt und kauft den Euro auf 1,15 Franken hoch. Handelsgewichtet ist nämlich nicht der Euro, sondern der Franken stärker geworden, weshalb ihn die Schweizer Währungshüter wohl weiterhin als "deutlich überbewertet" einstufen.

Als die SNB vor drei Monaten ihre letzte Notenbanksitzung abhielt, war 1 Euro 1,0860 Franken wert. Sie stellte daraufhin fest: "Der Franken ist nach wie vor deutlich überbewertet." Inzwischen kostet der Euro 1,15 Franken. Er ist damit 6% teurer. Um nicht im Verdacht zu stehen subjektive Wechselkurseinschätzungen abzugeben, müsste die SNB das Wort deutlich streichen und lediglich von einer Überbewertung sprechen.

Es gibt allerdings Einwende: So beobachtet SNB-Präsident Thomas Jordan seit Jahresbeginn nicht nur den Euro-Franken-Kurs. Er hat vielmehr die gesamte Währungssituation im Auge. Deswegen darf die SNB die in den letzten drei Monaten stattgefundene Aufwertung des Schweizer Franken gegen den US-Dollar von 1,5% gegenrechnen. Damit ist der Franken unter dem Strich 4,5% stärker geworden.


Die gesamte Währungssituation verlangt neben dem US-Dollar auch die Performance des Schweizer Frankens gegen das Britische Pfund, den Japanischen Yen und den Kanadischen Dollar einzubeziehen. Zum Pfund hat der Franken 2,3% verloren, zum Yen 0,7% verloren, zum Kanadischen Dollar 7,5% verloren. Diese Währungen sind allerdings nicht so wichtig wie Euro und Dollar, weil sie nur knapp ein Fünftel der Devisenreserven der SNB ausmachen.

Handelsgewichteter Wechselkurs
  • Am Devisenmarkt hat eine breite Abwertung des Schweizer Frankens stattgefunden. Einzig der US-Dollar tanzte aus der Reihe. Dies dürfte daran liegen, dass für viele US-Präsident Trump und ein starker US-Dollar zwei Dinge sind, die sich gegenseitig ausschließen. Trump hatte sich im Wahlkampf als bekennende "Niedrigzins-Person" bezeichnet.

  • Die SNB hat eine Ausrede im Köcher, um an der Bezeichnung "deutlich überbewertet" festzuhalten. Der handelsgewichtete Wechselkurs des Schweizer Frankens ist seit Mitte Juni 2017 etwas gestiegen. Es handelt sich um einen zusammengefassten Wechselkurs des Frankens gegenüber den Währungen der wichtigsten Handelspartner (Euro, Dollar, Pfund etc.). Hier kam es zu einer realen Aufwertung des Frankens, also nach Berücksichtigung der Inflationsunterschiede, von 1,2%.

  • Der seit der letzten SNB-Sitzung im Juni auf handelsgewichteter Basis stärker gewordene Schweizer Franken gibt SNB-Chef Thomas Jordan die Möglichkeit, den Schweizer Franken trotz einer Abschwächung gegen den Euro um 6% weiterhin als "deutlich überbewertet" einzustufen, ohne damit vom Devisenmarkt belächelt zu werden.

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