Zur Lage von Franken-Kreditnehmern in Österreich im August
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Zur Lage von Franken-Kreditnehmern in Österreich im August

Franken-Kredite feiern ein Comeback: Ursache ist der steile Anstieg des Euros von 1,10 auf 1,15 Franken. Dadurch sinken die Kreditschulden um 4,5%. Bei einem vor zwölf Jahren aufgenommenen Franken-Fremdwährungskredit im Gegenwert von 150.000 Euro verringert sich die Kreditschuld um 9.190 Euro. Wer in den Euro konvertieren will, hat es wegen hohen Kursausschlägen schwer, den höchsten, also besten EUR/CHF-Kurs zu bekommen.

Wegen des Wechselkursanstiegs erwägen immer mehr Häuselbauer den Ausstieg aus ihren Franken-Krediten. Wie soll man das Ganze angehen? Läuft es schlecht, vereinbart man mit seiner Bank einen Termin für eine Umschuldung in einen Euro-Kredit, während der EUR/CHF-Kurs gerade auf 1,15 gestiegen ist. Wenn dann umgeschuldet wird, ist der Euro womöglich bei nur 1,10 Franken.

Eine Möglichkeit sich einen hohen EUR/CHF-Kurs für eine Konvertierung festzuschreiben, besteht darin, ein Faktor-Zertifikat (kein Knock-Out-Zertifikat) zu kaufen, dessen Wert steigt, wenn der EUR/CHF-Kurs sinkt. Klettert der Euro, so wie am Freitag auf eine Höchstmarke bei 1,1537 Franken, kauft man über den Sekundenhandel eines Online-Brokers ein solches Zertifikat.

Vorteil:
  • Fällt EUR/CHF-Kurs bis zum Termin mit der Bank zurück, erhöht sich der Wert das Faktor-Zertifkats. Sollte der Euro also auf 1,10 Franken sinken, würde man mit dem Faktor-Zertifikat einen Gewinn von 9.190 Euro machen. Um die volle Kreditsumme von 150.000 Euro abzusichern, sind 15.000 Euro ins Faktor-Zertifikat zu investieren, da dieses ein Fremdkapitalhebel von 10 inneträgt.

    ❗ Wenn die Bank trödelt und den Kurs, zu dem der Franken-Kredit in einen Euro-Kredit konvertiert wird, nicht sofort mitteilt, besteht ein Restrisiko: Unter Umständen muss man das Faktor-Zertifikat billiger verkaufen, weil der EUR/CHF-Kurs in der Zwischenzeit wieder hochgeschossen ist.
Nachteil:
  • Sollte der EUR/CHF-Kurs bis zum Bank-Termin von 1,1537 weiter auf 1,20 steigen, partizipiert man an diesem Teil der Aufwärtsbewegung nicht. Sinkende Restschuld des Franken-Kredites und Wertverlust des Faktor-Zertifikates heben sich gegenseitig auf.

Ferner gilt es den Banken beim Wechselkurs auf die Finger schauen. Das ein oder andere Geldhaus dürfte versuchen mit einem für sich günstigen Wechselkurs an einer Konvertierung von einem Franken-Kredit in einen Euro-Kredit etwas zu verdienen. In Anbetracht der zuletzt recht hohen täglichen Schwankungen des EUR/CHF-Kurses haben Banken mehr Spielraum den Wechselkurs zu ihren Gunsten zu interpretieren.

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ein 🔗 EUR/CHF-Fixing um 14:15 Uhr. Um 14:00 Uhr ist tägliches Wechselkurs-Fixing von Reuters, was viele Unternehmen nutzen, wenn sie größere Devisenberge umtauschen.

Weil man über das EUR/CHF-Short-Faktor-Zertifikat abgesichert ist, könnte man meinen, der Wechselkurs, zu dem die Bank den Franken-Kredit in einen Euro-Kredit konvertiert, spiele keine Rolle. Dem ist nicht so. Stellt die Bank einen mit Spesen gefüllten Konvertierungskurs von z. B. 1,12 statt 1,13, funktioniert die Ausgleichszahlung nicht zu 100%. Man muss das Faktor-Zertifikat bei 1,13 verkaufen, bei 1,12 wäre sein Wert jedoch höher.

Wer einen Rappen vertendelt, also seinen Kredit zu einem EUR/CHF-Kurs von 1,12 statt 1,13 konvertieren, verschenkt etwa 1.800 Euro (bei einem Franken-Kredit im Gegenwert von 150.000 Euro). Banken leben davon, dass ihre Kunden nicht so genau hinschauen. Zumal haben sie es in Zeiten von Negativzinsen nötiger denn je, jede sich auftuende Einnahmequelle zu monetarisieren.

🔗 "Banks don't have to beat the market to make money. They just have to beat their customers."
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