Zum ersten Mal seit über einem Jahr ist das Verhältnis zwischen Marktteilnehmern, die mit einem Anstieg des EUR/CHF-Kurses rechnen und jenen, die einen Rückfall erwarten, beinahe ausgeglichen. Zwar bevorzugen Optionshändler unter dem Strich immer noch den Franken, wie das negative Risk Reversal von -0,35% zeigt.
Vor drei Wochen waren die Franken-Fans aber sehr viel stärker in der Überzahl. Damals lag das Risk Reversal bei -3,8%. Put-Optionen, mit denen man sich vor einem Rückfall des EUR/CHF-Kurses absichern kann, waren Ende April erheblich teuer als Call-Optionen. Das hat sich inzwischen geändert. Viele Marktteilnehmer wechselten aus dem Put-Lager in das Call-Lager.
Es gibt eine weitere interessante Beobachtung: Der Schweizer Franken wird derzeit von den Amerikanern - nicht etwa von den Europäern - in die Zange genommen. So steigt der US-Dollar gegen den Franken im Lichte der nächsten, anstehenden Leitzinserhöhung der US-Notenbank (Fed). Der EUR/CHF-Kurs wird also aktuell von dem kletternden USD/CHF-Kurs hochgepeitscht.
Beim Euro ist eine Änderung des Lageausblicks, den die EZB aller Voraussicht nach im Juni vornehmen wird, noch nicht eingepreist. Wäre das so, müsste der EUR/USD-Kurs steigen. Er fällt aber von 1,1020 auf 1,0870. Wegen des Wirtschaftsbooms in der Eurozone wird EZB-Chef Mario Draghi allerdings nicht mehr lange an seinem pessimistischen Wirtschaftsausblick festhalten können.
Auf der EZB-Sitzung im Juni muss der Italiener seinen Wirtschaftsausblick hochstufen, was der erste Schritt zu einer strafferen Geldpolitik wäre. Nun dürfte der Euro gegen den US-Dollar deutlich über 1,10 steigen. Der EUR/CHF-Kurs würde mit nach oben gezogen (so wie er aktuell vom USD/CHF-Kurs hochgepeitscht wird). Ein Anstieg des Euros über das Post-Mindestkurs-Hoch vom Februar 2016 bei 1,12 Franken wäre locker drin.