Der Euro wird weiter nach oben kraxeln
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Der Euro wird weiter nach oben kraxeln

Der Euro ist kurz davor sein Gesellenstück abzulegen: Das wäre nämlich der Anstieg über 1,10 Franken. Hätte die EZB der EUR/CHF-Kursentwicklung nicht wieder einmal in die Suppe gespuckt, wäre die wichtige Marke schon geknackt. Das Devisenpaar hat aber noch genügend Schwung. Es gilt: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben.

Es sei weiter nötig, den "sehr substanziellen" Konjunkturimpuls aufrechtzuerhalten, sagte EZB-Chef Mario Draghi bei einem Gastauftritt im niederländischen Parlament. Die Niederländer sind noch schlechter auf den Italiener zu sprechen als die Deutschen, weil sie einen Teil ihrer gesetzlichen Rentenversicherung über den Kapitalmarkt decken. Und das ist wegen der Nullzinspolitik ein aussichtsloses Unterfangen.

"In Italien oder anderen Ländern in Südeuropa mögen sie ein Held sein – hier in Holland sind sie es nicht", bekommt Draghi von einem Parlamentarier an den Kopf geworfen. Die Geldpolitik der EZB habe dazu beigetragen 4,5 Millionen neue Arbeitsplätze zu schaffen, kontert Draghi.

Mr. Weichwährung:
Draghi ist eine Belastung für den Euro, weil er sich am linken Rand im EZB-Rat positioniert hat. Hier sind die Ultra-Tauben, also jene Notenbanker, die die Ansicht vertreten, dass sich mit dem Drucken von Zentralbankgeld sämtliche wirtschaftlichen- und finanziellen Probleme lösen lassen. Hätten sie recht, würde es keine Dritte-Welt-Länder geben und es keinen IWF bedürfen.

Damit der Euro auf lange Sicht wieder stärker wird, braucht es einen EZB-Chef, der sich wieder in der Mitte, zwischen Tauben und Falken positioniert. Draghi wird allerdings erst in zweieinhalb Jahren abgelöst. Es laufen bereits Wetten, ob es dem Italiener bis dahin gelingt, Leitzinserhöhungen durch immer neue Ausreden hinauszuzögern.


Dass der Euro nicht unter 1,09 Franken oder 1,08 Franken zurückfällt, ist ein Indiz dafür, dass Draghi seine Blockade nicht durchhalten wird können. "Das Bild, welches die sentix Konjunkturindizes vermitteln, ist erstaunlich robust und steht damit im Widerspruch zu der nach wie vor sehr zögerlichen Beurteilung der Konjunktur, wie sie von EZB-Präsident Mario Draghi vorgenommen wird", sagt Manfred Hübner vom sentix.

Gemäß den neuen Konjunkturindizes des Instituts boomt die Wirtschaft in der Eurozone. Dies wird von einem Anstieg der Kerninflationsrate untermauert. Die Teuerung, die die Preise für Energie und Lebensmittel ausklammert, erhöhte sich im April um satte 0,5% auf 1,2%.

Der EUR/CHF-Kurs wartet ab, bis Inflation und Wirtschaftsaufschwung so sehr drücken, dass Draghi die Blockade aufgibt. Dann wäre möglicherweise ein noch größerer Sprung als nach dem ersten Wahlgang in Frankreich drin, als es für den Euro in einer schnellen Bewegung von 1,0670 auf 1,0870 Franken (+1,87%) ging.