Die Boomphase neigt sich dem Ende
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Die Boomphase neigt sich dem Ende

"Sell in May and go away"? Es gibt erste Anzeichen für eine Abschwächung des Wachstums. Die Japaner und die Schweizer patzen. Auch in Deutschland läuft es nicht mehr so rund wie im ersten Quartal. Wenn man sich den deutschen Aktienindex MDax anschaut, blinken die Alarmsignale. Seit sechs Monaten sind die Mid Caps ununterbrochen am steigen.

Ein Blick nach Japan zeigt, was auf die Eurozone noch zukommt. Die Bank von Japan pumpt im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung noch mehr Geld in die Finanzmärkte. Die Inflation bekommt sie damit nicht hoch (seit Jahrzehnten nicht). Die Inflationsrate lag im März bei mickrigen 0,2%, während die Konsumausgaben überraschend stark sanken. In Japan rechnet man nun mit weiteren Lockerungen der Bank von Japan.

Die Schweizer Wirtschaft schaltet ebenfalls einen Gang herunter. Im Verarbeitenden Gewerbe und dem Baugewerbe hätten die Indikatoren zur Lagebewertung, zum Vorprodukteeinkauf, zur Lagerhaltung und zu den Exportchancen zuletzt einen dämpfenden Einfluss, meldet die Konjunkturforschungsstelle (KOF) in Zürich.

Der EUR/CHF-Kurs schlägt auf die Lageverschlechterung in der Schweiz an. Er steigt auf 1,0837, nachdem er am Vortag kurz unter 1,08 abtauchte. Auf mittlere Sicht sollte das anders aussehen. Wenn sich die Exportchancen der Schweiz eintrüben, dann ist das ein Indiz dafür, dass in der Eurozone, wo die meisten eidgenössischen Waren abgesetzt werden, der Boom ausläuft.

Finanz-Ingenieure

Die Eurozone würde auf eine aufs Jahr hochgerechnete Wachstumsrate von 1,3-1,5% zurückfallen, nachdem sie im ersten Vierteljahr ein Expansionstempo von 1,7-2% hingelegt haben dürfte. Deutschlands Wirtschaft wuchs im April nicht mehr ganz so kräftig wie im März, teilte IHS Markit letzte Woche mit der Veröffentlichung der Einkaufsmanager-Daten für April mit.

Seit knapp einem halben Jahr ist der deutsche MDax am steigen. Es ist durchaus üblich, dass Aktien von mittleren Unternehmen in Börsen-Haussen stärkere Kursgewinne einfahren als die Blue Chips, und so hat der MDax seit Trumps-Wahlsieg von 20.381 Punkten auf 24.695 Zählern (+21,17%) zugelegt. Ob die Substanz der deutschen Unternehmen das rechtfertigt, ist fraglich.

Die Hälfte der Kursgewinne dürfte auf Draghis weichen Euro, den Erwerb von Unternehmensanleihen durch die EZB und Aktienrückkaufprogramme zurückgeführt werden. Es sind also wieder die Finanz-Ingenieure am Werk. Vor der Finanzkrise 2008 waren sie bei Geschäftsbanken. Jetzt tummeln sie sich bei den Notenbanken und in den Finanzabteilungen börsengelisteter Unternehmen.