Erste Group Prognose bei 1,12 auf wackeligen Beinen
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Erste Group Prognose bei 1,12 auf wackeligen Beinen

"Sollten sich Risiken manifestieren, könnte der Schweizer Franken wieder schnell und stark befestigen", so die Erste Group. Der Euro steht kurz davor unter 1,06 Franken abzutauchen. Das ist erstaunlich, weil aktuell das eintritt, was die Promotoren eines höheren EUR/CHF-Kursen, zu denen auch die Erste Group zählt, seit langem fordern.

Die globale Wirtschaft expandiert so kräftig wie seit knapp zwei Jahren nicht mehr, zeigt ein Index des Ifo-Instituts. Ferner findet ein steiler Anstieg des Kupferpreises statt. Das rote Metall ist wegen seiner vielseitigen Verwendung ein zuverlässiger Indikator über den Zustand der Weltwirtschaft. Es gibt daher keine Notwendigkeit in den als sicheren Hafen wahrgenommenen Schweizer Franken zu flüchten.

US-Notenbankchefin Janet Yellen gibt bei einer Kongressanhörung das Signal für eine baldige Zinserhöhung. Das ist im Interesse der Schweizerische Nationalbank (SNB). Sie vertraut darauf, dass die von den USA ausgehenden Normalisierung der Geldpolitik Aufwertungsdruck vom Franken nimmt. Das theoretische Modell dahinter:

Der Franken wird gegen den Dollar wegen höheren US-Zinsen schwächer. Danach beginnt die EZB mit einer Normalisierung, so dass der Franken auch zum Euro Federn lässt. Die SNB hält an ihrer expansiven Geldpolitik am längsten fest, weil die Inflation in der Schweiz am tiefsten ist. Infolge schwächt sich der Franken auf das Vorkrisenniveau von 1,20, 1,30 oder 1,40 per 1 Euro ab.

Weder die stärkere Weltkonjunktur noch höhere Zinsen führen allerdings bisher dazu, dass der EUR/CHF-Kurs steigt. Vielmehr ist das Gegenteil der Fall. Der letzte Strohhalm, an den sich die Promotoren eines höheren EUR/CHF-Kurs klammern, sind politische Unsicherheiten.
  1. In Frankreich ist die Zustimmung für den Präsidentschaftskandidaten François Fillon, den sich die Finanzmärkte wünschen, von 45% auf 26% eingebrochen.

  2. In Griechenland steuert die Eurozone auf einen neuen Grexit-Showdown zu. Die Beteiligung des IWF am Hilfsprogramm, die der deutsche Bundestag für weitere Milliardenspritzen zur Vorbedingung gemacht hat, steht auf dem Spiel.

Selbst wenn Le Pen nicht Frankreichs Präsidentin wird und Griechenland frisches Geld bekommt, was beides sehr wahrscheinlich ist, sind die Chancen auf eine Rallye des EUR/CHF-Kurses gering. Die Erste Group, die den Euro im März auf 1,09 Franken und im Dezember auf 1,12 Franken prognostiziert, wird wohl nachbessern müssen.