Schwacher Euro enthüllt: Aufschwung ist Strohfeuer
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Schwacher Euro enthüllt: Aufschwung ist Strohfeuer

Mit Wirtschaftswachstum lässt sich der EUR/CHF-Kurs also nicht in luftigere Höhen heben. Die Eurozone konnte ihr Quartalswachstum zuletzt auf knapp 0,7% steigern. Das war die stärkste Expansion seit dem ersten Vierteljahr 2016. Damals war 1 Euro allerdings noch bis zu 1,12 Franken wert. Aktuell sind es nur 1,07 Franken.

Das Wachstum wird sich wieder abschwächen. Denn ein Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) aufs Jahr hochgerechnet von 2,8% ist für die überregulierte Eurozone zu viel. Das Potenzialwachstum, also jenes, welches bei einer normalen Auslastung der Wirtschaft erreicht werden kann, liegt halb so hoch. In Deutschland sogar nur bei 1,2%.

Eine Konjunkturabkühlung in der Eurozone wäre gefährlich für den Euro. Solange es noch Wachstum gibt, auch wenn es aus staatlichen Ausgabenprogrammen, einem wachsweichen Export-Euro und teils heißgelaufenen Immobilienmärkten (so wie in Deutschland und Österreich) herrührt, ist alles im grünen Bereich.

Strohfeuer

Sobald aber sichtbar wird, dass die Eurozone nicht auf einem strukturell soliden und sich selbst nährendem Wachstumspfad ist, wird man den Euro am Devisenmarkt unter Beschuss nehmen. Aus der Sicht von Jamie Dimon, Chef der größten US-Bank JPMorgan, hat Europa ein Problem mit Regulierungen, als diese das Wachstum hemmten.

Donald Trump hat zuletzt in einem Interview mit der "Bild"-Zeitung keinen Hehl daraus gemacht, dass ihm die hohen Exportüberschüsse, die Deutschland gegenüber den USA unterhalten, ein Dorn im Auge sind. Die EU ist für ihn ein wirtschaftlicher Konkurrent. Und da dürfte der Geschäftsmann Trump wenig Mitleid haben, ginge es diesem Konkurrenten schlechter.

Einen ersten Eindruck von dem ein Riss, der durch die Volkswirtschaften des Westen geht, wird man am Freitag bekommen. Dann ist May-Day für EU und Euro: Donald Trump empfängt Theresa May, um über die Handelsbeziehungen der USA zu einem aus der EU herausgelösten Großbritannien zu beraten. Damit beginnen sich zwei Wirtschaftsblöcke zu formen.

Auf der einen Seite sind die USA und Großbritannien, die schon jetzt ein höheres Potenzialwachstum haben als der Kontinent, und dieses mit Deregulierungen weiter anschieben wollen. Auf der anderen ist die Rest-EU, die von der trägen Eurozone nach unten gezogen wird. Denn in den Ländern, die in der EU sind, den Euro aber nicht haben, ist das Wachstum stärker und die Arbeitslosigkeit geringer.