Euro-Weichwährung vs. Franken-Hartwährung
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Euro-Weichwährung vs. Franken-Hartwährung

In Euroland läuft die Industriekonjunktur ganz gut, in der Schweiz läuft sie besser. Die Folge: Der EUR/CHF-Kurs fällt unter 1,07. Es sind ferner die Attacken aus Paris und von der EZB aus Frankfurt, die den Euro immer weicher machen. François Hollande und Mario Draghi sind mit ihrem Anti-Eigeninitiative-Mantra die Totengräber einer jeden Hartwährung. Ihren Heimatländern haben sie damit einen Bärendienst erwiesen.

Der weit beachtete Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Industrie kletterte in Euroland im Dezember mit 54,9 Punkten auf den höchsten Stand seit mehr als fünfeinhalb Jahren (Quelle: IHS Markit). Der Euro kann daraus kein Kapital schlagen. Die Schweizer sind nämlich noch besser. Ihr PMI-Index erreicht einen Wert von 56,0 Punkten, wie der Fachverband procure.ch heute mitteilt.

Im Hinterkopf sollte man behalten, dass die Schweizer höherwertige Produkte herstellen als die Produzenten in weiten Teile der Eurozone. Die größere Wertschöpfung führt dazu, dass die Schweizer Wirtschaft topfit ist. Man kann es vergleichen mit Taiwan, das noch in den 1970er-Jahren Turnschuhe herstellte, inzwischen aber Weltmarktführer bei Platinen und Mikroprozessoren ist.

EZB-Chef Mario Draghi sorgt mit seiner Niedringzins- und Weichwährungspolitik dafür, dass die Eurozone die Wertschöpfungsleiter Sprosse um Sprosse Richtung Turnschuh-Wirtschaft hinabsteigt. Der Schweizer Hartwährungs-Ansatz macht die Unternehmen hingegen hoch innovativ und in ihrer Produktivität überlegen gegenüber dem, was in Italien, Spanien und zum Teil in Frankreich hergestellt wird.

Mogelpackung

Von einer wirklichen Erholung in der Eurozone kann keine Rede sein, wenn man sich die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe ansieht. Sie liegt in Spanien immer noch um 25%, in Italien um mehr als 20% unter dem Niveau von vor dem Ausbruch der Weltfinanzkrise. Frankreichs Industrie hat noch 13% aufzuholen. Nur Deutschland konnte sein Vorkrisenniveau wieder erreichen.

Interessanterweise haben Spanien und Portugal bei ihrer Produktion in den Jahren 2012-2014, als der Eurokurs noch an der Marke von 1,40 US-Dollar kratzte, in etwa genauso viel aufgeholt, wie seit Mitte 2014, als Draghi den Weichwährungskurs verordnete. Das zeigt, dass eine Hartwährung keinesfalls schlecht für die Industrie ist, zumal die Euro-Südländer wegen ihre Rohstoffknappheit nicht Gefahr laufen sich eine holländische Krankheit* einzufangen.

Die Totengräber der Industrie in Südeuropa haben zwei Namen: Mario Draghi und François Hollande. Erstgenannter hat der Eurozone eine mit Reformen unvereinbare Weichwährung beschert. Zweitgenannter erstickte jeglichen Ansatz von Eigeninitiative, der 2012 in Südeuropa noch vorhanden war. Das Ergebnis sind hohe Arbeitslosigkeiten und große Rückständigkeiten bei den Industrieausstößen, die maßgeblich darüber entscheiden, ob ein Land arm oder reich ist.

Es gibt aber auch eine gute eine Nachricht für den Euro: Hollande hat inzwischen sein wirtschaftliches Versagen eingeräumt und angekündigt, im Mai 2017 abzudanken.


*Als holländische Krankheit (Dutch disease) bezeichnet man heute ein außenwirtschaftliches Paradoxon, gemäß dem es in erfolgreich exportierenden (und somit eigentlich prosperierenden) Volkswirtschaften über Wechselkursentwicklungen zu einem ökonomischen Niedergang kommen kann. (Quelle: Wikipedia)