Wie geht es mit dem EUR/CHF-Kurs weiter?
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Wie geht es mit dem EUR/CHF-Kurs weiter?

Damit war nicht zu rechnen: Im Industriesektor der Eurozone knistert es. Den Unternehmen geht es so gut wie das letzte Mal zu Beginn der Dekade. Dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) an ihrem Kurs "Keine Experiment" festhält und repetiert, der Franken bleibe deutlich überbewertet, war hingegen absehbar. Der Euro findet am inoffiziellen Mindestkurs bei 1,0750 Franken Halt.

Beinahe wäre der Euro nach der US-Leitzinserhöhung, die kräftige Kursausschläge am Devisenmarkt verursachte, unter 1,07 Franken gefallen. Nun könnte es für ihn bis Ende 2016 auf Kurse von mindestens 1,0750 Franken hinauslaufen, also über jener inoffiziellen Stützgrenze, die die SNB seit knapp zwei Jahren einigermaßen sauber verteidigt.

"In der Industrie sind die Geschäfte so gut gelaufen wie seit fünfeinhalb Jahren nicht mehr, hier kurbelte der abgeschwächte Euro das Exportgeschäft mächtig an", sagt Chris Williamson, Chefvolkswirt bei IHS Markit. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) für die Eurozone klettert überraschend kräftig auf 54,9 Punkte.

Pro und Contra

Die SNB wolle auch weiterhin bei Bedarf am Devisenmarkt aktiv werden, um der Überbewertung des Frankens entgegenzutreten, teilt die Notenbank nach ihrer Sitzung mit. Wie erwartet, mauern die Währungshüter beim Wachstum, um Deviseninterventionen leichter zu rechtfertigen. Die SNB rechnet für 2017 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsproduktes (BIP) von 1,5%, während die Berner Regierung 1,8% veranschlagt.

Ob dem als sicheren Hafen wahrgenommenen Schweizer Franken ein ähnlicher Ausverkauf blüht wie Gold, das von Anlegern ebenfalls als Fluchtwährung wahrgenommen wird, darüber lässt sich vortrefflich spekulieren. Der Euro müsse jetzt gegen den Franken steigen, weil Frankreichs Wirtschaft erheblich besser läuft, was die Eurozone stabiler (weil weniger abhängig von Deutschland) mache, sagen die einen.

Entscheidend sei der laxe Umgang der Geldpolitik mit der Inflation in der Eurozone, meinen die anderen. So stellt Chefvolkswirt Williamson fest: "Die bemerkenswerteste Entwicklung war im Dezember allerdings der gestiegene Inflationsdruck." Bei der EZB läuft es nach der jüngsten Verlängerung des Wertpapierkaufprogramms ganz offenbar darauf hinaus, die Inflation überschießen zu lassen, was die Kaufkraft des Euros erodieren würde.