Ausblick: EUR/CHF startet nach Wahlen durch
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Ausblick: EUR/CHF startet nach Wahlen durch

Der EUR/CHF-Kurs geht mit 1,0766 in die Bundespräsidentenwahl in Österreich und das Verfassungsreferendum in Italien. Wäre es für den Euro wirklich so schlimm, wenn die Italiener nein sagten und Österreich ein FPÖ-Staatsoberhaupt bekäme? Und was passiert, gäbe es EU-freundliche Wahlergebnisse? Kommt es dann zu einem steilen Anstieg des EUR/CHF-Kurses über 1,10?

Ein Blick auf die Schuldentragfähigkeit zeigt: Der italienische Staat ist zwar bei Anlegern nicht verpönt. Was Rom mit seinen Staatsfinanzen veranstaltet, ist aber am Rande der Seriosität. Italiens Bonität liegt nur hauchdünn über dem Ramschniveau. Die anteilsmäßigen Schulden an der Wirtschaftsleistung sind doppelt so hoch wie in Deutschland. Österreich steht wesentlich besser da.


Österreich und Italien sind über ihre Banken verbunden. Für die Bank Austria, Tochter der italienischen Unicredit, stehen österreichweit die meisten Franken-Fremdwährungskredite im Feuer. Diese Darlehen binden viel Eigenkapital, mehr als Euro-Kredite. Das Geld würde der italienische Mutterkonzern wohl liebend gerne aus Österreich rausziehen, um seine italienischen Kreditbücher aufzuhübschen.

Es lässt sich mutmaßen: Geht das Italien-Referendum in die Hose, zwingt das die mit faulen Krediten überfrachteten Banken des Landes in die Knie. Sie müssten sich frisches Kapital besorgen. Infolge könnte die Mailänder Zentrale der Unicredit die österreichische Tochter anweisen, mit sanften Druck noch mehr Franken-Kreditnehmer aus ihre Darlehen hinauszubegleiten.

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Für die Finanzmärkte hat die Wahl in Österreich allenfalls symbolischen Charakter. Auch mit einem Nein aus Italien könnte man leben, weil sich Anleger längst darauf eingestellt haben. Damit stehen die Chancen ganz gut, dass es zu einer Fortsetzung des Anstiegs des EUR/CHF-Kurses kommt. Der Euro kletterte zwischen dem 18. November und 30. November 2016 von 1,0684 Franken auf 1,0816 Franken (+1,24%).

Bei einem Nein zum Verfassungsreferendum würden die italienischen Banken wohl Staatshilfen erhalten, um sie über das Wahljahr 2017 herüberzuretten. Angela Merkel will ganz sicher nicht im Bundestagswahlkampf von dem Thema eingeholt werden. Pumpen Euroländer Geld in ihre Banken, hat der EUR/CHF-Kurs in der Vergangenheit darauf in der Regel wohlwollend mit einem Anstieg reagiert.

Sollte Renzi seine Verfassungsreformn wider Erwarten durchbringen und das Regieren für ihn einfacher werden, könnte man sogar mit einem steilen Anstieg des EUR/CHF-Kurses auf 1,10 rechnen. Die Finanzmärkte gingen nun davon aus, dass der italienische Premier von einem Pseudo-Reformkurs auf einen richtigen Reformkurs wechselt.