Wen lassen die Zauberlehrlinge das nächste Mal bluten?
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Wen lassen die Zauberlehrlinge das nächste Mal bluten?

Der Euro sinkt auf 1,0685 Franken. Im Intraday-Handel steht der Wechselkurs damit so tief wie seit fünf Monaten nicht mehr. Zieht man den letzten Tagesschlusskurs bei 1,0697 Franken heran, handelt es sich gar um ein 15-Monatstief. Nun greifen die Zauberlehrlinge wieder ein. Die Notenbanker aus der Schweiz und der Eurozone stolzieren mit einem Gott-Komplex durch die Finanzwelt.

Beim Euro-Franken-Kurs geht es immer tiefer nach unten, was der Schweizerischen Nationalbank (SNB) große Sorge bereitet. Ein Versuch von SNB-Vizedirektor Fritz Zurbrügg zur Wochenmitte den Euro-Franken-Kurs mit verbalen Interventionen zu stützen, floppte. Nun probiert SNB-Direktoriumsmitglied Andréa Maechler ihr Glück.

Der Franken sei nach wie vor signifikant überbewertet, behauptet Maechler am Donnerstagabend auf einer Konferenz in Genf. "Nein, ist er nicht", antwortet postwendend der Devisenmarkt und schickt den Euro am Freitagmorgen auf ein neues Tief. Er wäre mit großer Wahrscheinlichkeit noch weiter gefallen, hätten die SNB-Zauberlehrlinge nicht interveniert, wie der große Anstiegs-Balken im Devisenchart nahelegt.


Wie die Schweizer Notenbanker hat auch EZB-Chef Mario Draghi das Verständnis, er hätte eine derart große Machtfülle, dass alle nach seiner Pfeife tanzen müssten. Obwohl die Inflation in der Eurozone zuletzt auf den höchsten Stand seit zweieinhalb Jahren kletterte, sieht der Italiener keinen Grund vom Gaspedal zu gehen. Man müsse an der beispiellosen Lockerung der Geldpolitik festhalten, sagt Draghi auf einer Konferenz in Frankfurt.

Den Zauberlehrlingen geht es darum die Erwartungen der Anleger, die sich in den Asset-Preisen widerspiegeln, zu kontrollieren, wenn nicht sogar zu manipulieren. So hat die EZB beispielsweise die Kurse von bonitätsschwachen spanischen Staatsanleihen so sehr nach oben getrieben, dass die Papiere besser dastehen als bonitätsstarke US-Staatsanleihen.

In der Schweiz versucht man seit Jahren mit Daumenschrauben wie dem tiefsten Negativzins der Welt die heimisches Anleger dazu zu bewegen, mehr Geld im Ausland anzulegen (so wie vor der Finanzkrise). Dadurch soll der Franken abgeschwächt werden. Es funktioniert aber nicht, wie der sinkende Euro-Franken-Kurs zeigt.

Die Schweizerinnen und Schweizer fürchten sich davor, von ihrer SNB in ausländische Finanzblasen gelockt zu werden. Denn wer der SNB vertraut, zahlt einen hohen Preis, wie der Schwindel um die Aufgabe der Euro-Stützgrenze bei 1,20 Franken zeigt. Man sollte sich immer bewusst sein, dass die SNB keine Skrupel hat den Otto-Normalbürger über die Klinge springen zu lassen.
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