Siechtum in der Eurozone erfasst den EUR/CHF-Kurs
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Siechtum in der Eurozone erfasst den EUR/CHF-Kurs

Der Wochenschlusskurs liegt mal wieder unter dem zu Wochenbeginn. 1 Euro ist nurmehr 1,0694 Franken wert. Damit setzt sich die Talfahrt, die Anfang Oktober 2016 bei 1,0975 begann, fort. Knapp 3% hat sich der Euro gegen den Schweizer Franken abgeschwächt. In der Eurozone glauben sie, sich mit einer Weichwährung aus dem Schlamassel befreien zu können. Der Schuss geht nach hinten los.

Der Trump-Anti-Establishment-Effekt erreicht Italien. Umfragen zum anstehenden Verfassungsreferendum sehen das Nein-Lager deutlich vorne. Der Stimmungswandel ist bemerkenswert. Noch vor einem halben Jahr war sich Premier Renzi so sicher ein Ja von seinem Stimmvolk zu bekommen, dass er seinen Posten als Ministerpräsident darauf wettete.

Es blieben für die wirtschaftliche Genesung der Eurozone wesentliche Gefahren bestehen, die vor allem vom externen Umfeld und erheblichen Unsicherheiten nach dem Ergebnis des britischen Referendums herrührten, sagt EZB-Chefvolkswirt Peter Praet auf einer Konferenz in New York. Man werde "das sehr erhebliche Ausmaß an geldpolitischer Unterstützung" beibehalten, kündigt der zweitwichtigste Euro-Notenbanker an.

Die Einlassungen von Praet zeigen, dass das Tapering-Szenario gestorben ist. EZB-Offizielle hatten Anfang Oktober der Nachrichtenagentur Bloomberg gesteckt, dass man die Anleihekäufe um 10 Milliarden Euro pro Monat verringern könnte. Daraufhin war der Euro auf knapp 1,10 Franken gestiegen. Als der Bluff wenig später aufflog, begann der Euro-Franken-Kurs seine bis heute andauernde Talfahrt.

Hartwährung

"Die Schweiz ist ein attraktiver Wirtschaftsstandort. Die Erfolgsposition ist das Produkt wichtiger Standortfaktoren wie des flexiblen Arbeitsmarktes, des hohen Ausbildungsstandes, des guten unternehmerischen Umfeldes mit einfachen Zugang zu den Behörden und einer guten Infrastruktur", stellt die Zürcher Kantonalbank fest.

Euroländer wie Italien, Spanien und Portugal können da nicht einmal ansatzweise mithalten. Während die Schweiz seit acht Jahren auf dem "Global Innovation Index" den Spitzenplatz einnimmt, liegt das Südeuropa-Trio auf den Plätzen 28-30.


Trotz des Franken-Schocks, also des plötzlichen Absturzes des Euro-Franken-Kurses von 1,20 auf 1,00, der die Exporteure vor extreme Herausforderungen stellte, hat die Schweiz ihre Spitzenposition im "Global Innovation Index" verteidigt. Der immer stärker werdende Franken führt dazu, dass Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft der Unternehmen stets steigen.

Weichwährung

Euroland hat sich für den umgekehrten Weg entschieden: Hier sind die Standortfaktoren oft so schlecht, dass es einer Subventionierung über die Notenpresse und einer Weichwährung bedarf, um Banken und Unternehmen vor der Pleite zu bewahren. Neben dem sinkenden Euro-Franken-Kurs wird das noch sehr viel stärker beim Euro-Dollar-Kurs deutlich, der von 1,12 auf 1,06 gefallen ist.

Dass eine Weichwährung die Innovationskraft der Unternehmen untergräbt, davon wollen Praet und Draghi nichts wissen. Sie verfolgen das Ziel die schlechten Standortfaktoren in weiten Teilen der Eurozone durch einen immer weicheren Euro auszugleichen. Es gibt auf der Welt aber kein Land, wo dieses Modell funktioniert hat. Länder, die es probiert haben, wurden oft mit einem Deindustrialisierungsprozess bestraft.

Die Variante mit der Hartwährung war hingegen neben der Schweiz auch in Deutschland zu Zeiten der DM sehr erfolgreich. Das konsequente Ignorieren von Best-Practice-Verfahren ist seit einigen Jahren das Aushängeschild der EU und Eurozone. Die wenig erfolgreichen Ländern zwingen über EU-Kommission und EZB den erfolgreichen Ländern ihren Willen auf. Das Ergebnis ist wirtschaftliches Siechtum und viel Arbeitslosigkeit.
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