Nur Katzengoldjäger gehen noch in den Euro
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Nur Katzengoldjäger gehen noch in den Euro

Der EUR/CHF-Kurs bekommt nach Durchhalteparolen aus der Schweiz und guten Konjunkturdaten aus Deutschland etwas Wind unter die Flügel. Der Euro steigt auf 1,0740 Franken. Die Hoffnung richtet sich darauf, dass sich der Käuferstreik bei Gold (so wie zu Jahresbeginn) auf den als sicheren Hafen wahrgenommenen Schweizer Franken ausweitet. Hierbei handelt es sich aber um eine Katzengoldrechnung.

"Insgesamt bleibt der Franken überbewertet, besonders gegenüber dem Euro", erklärt Thomas Jordan, Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), der "Basler Zeitung", dem "Tages-Anzeiger" und "Bund". Das Statement gibt der SNB-Chef ab, als 1 Euro 1,07 Franken wert ist. Bis Ende Oktober hatte sich seine SNB noch abgerackert, den Euro in diesem Jahr über 1,08 Franken zu halten.

Ansonsten bietet das Interview außer einer interessanten Einlassung zum Wertspeicher Franken (siehe unten) nichts Neues. Es ist der typische Eigenlobgesang eines Post-Finanzkrisen-Notenbankers, der den Standpunkt vertritt, er und seine Professoren hätten die Welt vom Reißbrett vor einer Depression und Hitlers Nachfahren gerettet.

Der Wahlsieg von Donald Trump lässt die deutsche Wirtschaft kalt. Der Ifo-Geschäftsklimaindex verharrt im November auf hohem Niveau, teilt das Münchner Forschungsinstitut mit. Europas größte Volkswirtschaft steuert damit 2016 auf ein Wirtschaftswachstum von 2% zu. Das hatten die wenigsten Ökonomen der deutschen Wirtschaft vor Jahresfrist zugetraut.


Der Goldpreis sinkt auf den niedrigsten Stand seit knapp zehn Monaten. Die Feinunze (31,1 Gramm) fällt auf 1.180 US-Dollar. Die zunehmende Unbeliebtheit des gelben Edelmetalls führt bisher nicht dazu, dass auch die Nachfrage nach dem Franken deutlich abebbt. Das war zu Jahresbeginn noch anders. Damals stand der Goldpreis ebenfalls bei 1.180 Dollar, der Schweizer Franken war aber mit einem EUR/CHF-Kurs von 1,12 deutlich schwächer.

"Wir hatten noch nie in der 110-jährigen Geschichte der Nationalbank eine Phase wie jetzt, in der die Kaufkraft des Frankens über eine so lange Zeit praktisch stabil geblieben ist."
SNB-Chef Thomas Jordan

Hat der Schweizer Franken Gold den Rang abgelaufen? Der Franken hat neben seiner stabilen Kaufkraft einen großen Vorteil: Er ist nicht so schwankungsanfällig, weshalb er für sehr risikoscheue Anleger aus Euroland besser geeignet ist als das gelbe Edelmetall. Bei Gold müsse man nämlich mit weiteren Zwischenkorrekturen und einer gewissen kurzfristigen Schwankungsanfälligkeit auch in 2017 rechnen, sagt die Landesbank Hessen-Thüringen.

Damit ist der Schweizer Franken momentan der beste Wertspeicher. Es folgt Gold, das Anleger zunehmend als Währung wahrnehmen und das in den letzen Wochen womöglich zu stark gesunken ist. Auf dem letzten Platz ist die Euro-Währung. Sie ist mit Katzengold vergleichbar. Es gibt immer mehr Euros, aber immer weniger Leute wollen sie besitzen.