Das Euro-Engagement der Schweiz neigt sich dem Ende
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Das Euro-Engagement der Schweiz neigt sich dem Ende

Der Euro erleidet den nächsten Schwächeanfall. Er sinkt auf 1,0525 US-Dollar und steht damit kurz vor einem 13-Jahrestief. Der einzige Anleger, der noch Euros in rauen Mengen kauft, ist die Schweizerische Nationalbank (SNB). Sie tut das, um den EUR/CHF-Kurs vor der Parität zu bewahren und riskiert damit ihre eigene Pleite.

Plötzlich sind sie in der Schweiz nicht mehr so sicher, ob das mit den ständigen Eingriffen am Devisenmarkt so eine gute Idee war. "Zwar tragen wir im Rahmen der Erfüllung des Auftrags unseren Teil zum Markt bei, doch bleibt der Preisfindungsmechanismus letztlich den Kräften von Angebot und Nachfrage überlassen", sagt der stellvertretende SNB-Direktor Dewet Moser.

Eine beachtliche Aussage ist das. Ausgerechnet der SNB, die seit März 2009 Euro-Stützungskäufe durchführt, fällt ein, dass Währungskurse von den Märkten bestimmt werden sollen und nicht durch Interventionen. Die Aussage passt so gar nicht in das Selbstverständnis der Notenbanken, denen die Politiker laut dem früheren UBS-Chef Oswald Grübel nach der Finanzkrise gesagt hätten: "Ihr bestimmt nun, was mit der Wirtschaft passiert."

"Das Risiko, dass sich der Franken aufwertet, ist größer als dass er schwächer werden sollte", schreibt der Assenagon-Chefvolkswirt Martin Hüfner in einem aufschlussreichen Beitrag über die Schweiz und ihren Franken. Hüfner vertritt den Standpunkt: Die Marktkräfte tendieren eher zu einem Stärkerwerden des Frankens.

Bumerang

Es ist noch nicht allzu lange her, da wurden jene, die davor warnten, dass die SNB den Mindestkurs nicht durchhalten könne, belächelt. Mit einer Zentralbank dürfe man sich nicht anlegen. Die SNB könne theoretisch unendlich viel Geld drucken, um den Franken abzuschwächen, hieß es. Das kam dann oft von Journalisten, die nicht wissen, ob die Währungsreserven in einer Notenbankbilanz auf der linken oder rechten Seite stehen.

"Wie die Presse nun auch langsam erkennt, droht der SNB bald negatives Eigenkapital. Dazu reicht eine Korrektur bei den Zinsen, verbunden mit einem Rückgang der Aktien und einem Anstieg des Frankes um rund zehn Prozent. Eine solche Korrektur kann jederzeit stattfinden – und dann ist die SNB Konkurs." Das sind die mahnenden Worten eines renommierten Schweizer Nationalökonoms, nachzulesen auf dem Blog Inside Paradeplatz.

Die heutige Geldpolitik werde in einem Crash enden - das könne allerdings noch zehn oder mehr Jahre dauern, sagt Grübel dem Schweizer Blick. Die SNB hat ein größeres Klumpenrisiko als die EZB, weil sie ihre Notenbankbilanzsumme bereits auf über 100% des Schweizer Bruttoinlandsprodukt (BIP) aufgebläht hat. Die EZB ist erst bei 35% des BIP der Eurozone. Es wäre also noch genügend Spielraum für ein italienisches Rettungspaket vorhanden.