Franken-Kredite: Aufholjagd emanzipiert sich vom Wechselkurs
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Franken-Kredite: Aufholjagd emanzipiert sich vom Wechselkurs

Wäre jetzt Rückzahlungstag, ergäbe sich bei einem im Jahr 2006 auf 20 Jahre aufgenommen Franken-Kredit im Gegenwert von 150.000 Euro (237.000 Franken) zum damaligen Euro-Wechselkurs von 1,58 Franken folgendes Bild:

Gewinn-Verlust-Rechnung nach Wechselkurs:
237.000 CHF geteilt durch aktuellen EUR/CHF-Kurs von 1,0870 = 218.031 Euro
150.000 Euro minus 218.031 Euro
= -68.031 Euro


Der hohe Wechselkursverlust wird durch eine hohe Zinsersparnis kompensiert. Bei obigem Kreditnehmer hat sich die Ersparnis inzwischen auf etwa 20.000 Euro summiert. Dieser Betrag wäre an Zinsen an die Bank zu zahlen gewesen, hätte er sich vor zehn Jahren für eine Euro-Finanzierung entschieden.

Gewinn-Verlust-Rechnung nach Wechselkurs und Zinsersparnis:
-68.031 Euro + 20.000 Euro
= -48.031 Euro


Die tiefen Zinsen im Franken dürfte erhalten bleiben: "Die Umfrageteilnehmer beziffern die Wahrscheinlichkeit, dass der 3 Monats-CHF-Libor zwischen -1,0% und -0,5% verharrt, mit 73%, was keine wesentliche Änderung gegenüber der Juliumfrage darstellt", melden Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung und Credit Suisse bezugnehmend auf die künftige Zinsentwicklung in der Schweiz.

Mit denen in Österreich überdurchschnittlich stark steigenden Liegenschaftspreisen haben Franken-Kreditnehmer ein Ass im Ärmel. Der Preisindex für selbst genutztes Wohneigentum des österreichischen Statistikamtes stieg in den letzen sechseinhalb Jahren von 96,75 Punkte auf 117,46 Zähler (+21,40%).

Gemäß dem breiter gefassten Hauspreisindex von Eurostat kletterten in Österreich die Häuserpreise zuletzt mit einem Jahrestempo von 9%, und damit deutlich stärker als im Euroraum (+2,9%). Das dürfte nicht zuletzt daran liegen, dass die Österreicher noch größere Aktienmuffel sind als die Deutschen, wie aus dem neuen "Global Wealth Report" der Allianz hervorgeht.

Betongold

Wegen Niedrigzinsen und aus Mangel an Alternativen fließen fast schon Unsummen in Betongold. Die vielen neuen Käufer, die freilich in Euro finanzieren, pushen die Häuserpreise. Sie sind somit den alten Käufern, die in Franken finanziert haben, eine große Hilfe.

Bei der Entwicklung der Immobilienpreise gibt es regionale Unterschiede. In Städten wie Wien sind die Anstiege stärker im Vergleich zu ländlichen Regionen.

Berücksichtigt man ferner die schwächere Entwicklung der Häuserpreise zwischen 2006-2010 (damals gab es noch Zinsen auf das Sparbuch), wird für obigen Franken-Kreditnehmer eine Verteuerung seiner Liegenschaft um 20% angenommen. Bei einem Hauspreis in Höhe der Kreditsumme von 150.000 Euro wären das somit ein Gewinn von 30.000 Euro.

Gewinn-Verlust-Rechnung nach Wechselkurs, Zinsersparnis, Hauspreisanstieg:
-48.031 Euro + 30.000 Euro
= -18.531 Euro


Um das Minus von 18.531 Euro aufzuholen, würde es bereits ausreichen, wenn die Immobilienpreise in Österreich für selbst genutztes Wohneigentum in den nächsten zehn Jahren bis zum Laufzeitende des Franken-Kredites nur halb so stark steigen. Der Euro-Wechselkurs könnte dann sogar bei 1,09 Franken stehen bleiben.

Wahrscheinlicher ist, dass es in Ländern wie Österreich und Deutschland auf eine Situation wie in den früheren Weichwährungsländern Spanien und Italien hinausläuft. Papiergeld wird immer weniger Wert, Immobilien immer mehr.
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