In der Schweiz stapeln sie tief, in der Eurozone viel zu hoch
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In der Schweiz stapeln sie tief, in der Eurozone viel zu hoch

Der Euro-Franken-Kurs bekommt grünes Licht. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) bewegt sich keinen Millimeter. Ihr Kredo: Der Franken ist deutlich überbewertet. Wir halten den Ball flach und stapeln tief. Legt die Eurozone jetzt mit Hochstapelei nach, ist für den Euro deutlich mehr als 1,1001 Franken drin (Hoch vom 01.09.16). Die mit Krediten geflutete Automobilbranche macht den Anfang.

Es ist schon ein kleines Kunststück wie SNB-Chef Thomas Jordan das überraschend starke Wirtschaftswachstum in der Schweiz in ein ziemlich taubenhaftes Statement einbettet. Jordans Kernaussage: Die Schweiz ist noch nicht bereit für ein Wachstum von 2,5%. Um so viel war die Wirtschaft zwischen April und Juli 2016 gewachsen. In der Eurozone fiel die aufs Jahr hochgerechnete Wachstumsrate nur halb so hoch aus.

"In der zweiten Jahreshälfte dürfte das Wachstum jedoch bescheidener ausfallen als im ersten Halbjahr", stapelt die SNB tief. Die Auslastung der Produktionskapazitäten bleibe unbefriedigend. Auch habe die wirtschaftliche Erholung nicht alle Branchen gleich stark erfasst. Entsprechend sei die Margenlage in zahlreichen Unternehmen angespannt, heißt es in der Lagebeurteilung.

Da fällt es kaum ins Gewicht, dass die Nationalbank ihre Wachstumsprognose einen Absatz weiter unten fast schon still und heimlich auf 1,5% anhebt. In ihrer Lagebeurteilung vom Juni hatte sie lediglich mit 1,25% gerechnet. Einen weiteren Absatz weiter warnt die SNB dann auch gleich wieder vor einem heißgelaufenen Immobilienmarkt, um bloß nicht zu euphorisch zu klingen.

Die Finanzmärkte finden es prima, wie sich die SNB einen Case baut, um sich nicht der Lächerlichkeit preiszugeben, wenn sie am Beginn der Lagebeurteilung behauptet: "Der Franken bleibt deutlich überbewertet". Die Bereitschaft der SNB uneingeschränkt zu intervenieren ist für die Börsen extrem wichtig. Die SNB hat alleine US-Aktien im Wert von etwa 60 Milliarden US-Dollar gekauft.

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Noch mehr Plankton nimmt der SNB-Wal in Europa auf. Hier werden neben Aktien auch Staatsanleihen gekauft. Das Kalkül der SNB: Sie bläht auf der einen Seite ihre eigene Bilanz auf, was zu einer Verwässerung des Frankens führt. Auf der anderen Seite hilft sie die Kurse von Vermögenswerten aus der Eurozone künstlich hoch zu halten. Finanzmarktteilnehmer sind infolge gut gelaunt und schrauben ihre Konjunkturerwartungen nach oben.

Die Europäische Zentralbank (EZB) schaut wie das Kaninchen auf die Schlange auf die Kreditvergabe. Je höher die ist, um so besser lassen sich strukturellen Probleme und hohe Arbeitslosigkeit übertünchen. Bisher funktioniert es. Der europäische Automarkt ist im August gegen den Trend um 10% gewachsen. Weil die Wenigsten zum Autohändler gehen und ihren Neuwagen mit Cash bezahlen, kann die EZB das als einen Erfolg verbuchen.

Ausblick:
Der Mix aus konsequenter Tiefstapelei in der Schweiz und Hochstapelei in der Eurozone spricht für einen Anstieg des Euro-Franken-Kurses.