Euro wittert Sturm im Wasserglas
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Euro wittert Sturm im Wasserglas

Deutschlands Wirtschaft kühlt sich ab, im Rest Europas geht es bergauf und die Schweiz marschiert vorweg. Mit diesem Dreiklang hat der Euro offenbar ein Problem. Er sinkt auf 1,0922 Franken, nachdem er zwei Handelstage zuvor noch bei 1,1001 Franken stand. Jene Experten, die in der Pleite südkoreanischen Reederei Hanjin einen beginnenden Crash der Globalisierung sehen, müssen sich gedulden.

Das schwächste Wachstum im deutschen Dienstleistungssektor seit drei Jahren ist ein weiteres Indiz dafür, dass der Merkel-Regierung in Sachen Wirtschaftspolitik die Luft ausgeht. "Am meisten Sorgen bereitet zweifelsohne die Abkühlung in Deutschland", sagt Markit. In Frankreich, Italien und Spanien ist die Konjunkturdynamik gemäß dem Forschungsinstitut hingegen aufwärtsgerichtet.

Noch besser läuft es in der Schweiz. Hier signalisiert der vom Beratungsunternehmen Sentix erhobene Konjunkturindex eine neue Boom-Phase. "Die Schweizer Wirtschaft scheint ihren Turn-around geschafft zu haben", kommentiert Sentix-Geschäftsführer Manfred Hübner. Auch hier zeigen die Erhebungen für Deutschland einen sinkenden Konjunkturtrend, wohingegen der Trend im Rest-Euroraum am steigen ist.

Die Nachricht des Tages kommt aus Asien: "Die Perspektiven für die asiatische Wirtschaftsregion hellen sich weiter auf", berichtet Sentix und spricht von einer "steilen Erholungsbewegung". "Die Ängste um ein jähes Einbrechen der chinesischen Konjunktur sind damit mehr als zerstreut worden."

Schlechte Nachrichten werden wie Sauerbier angeboten

In den letzten Tagen haben die Crash-Propheten keine Gelegenheit ausgelassen, um Asien schwach zu reden. Die Pleite der größte südkoreanische Reederei Hanjin Shipping wurde mit dem Umklappen der US-Investment Bank Bear Stearns zu Beginn der Finanzkrise gleichgesetzt. Der britische Wirtschaftswissenschaftler Simon Evenett, Professor an der Universität St. Gallen, zog Parallelen mit der Lage vor dem Ersten Weltkrieg. Er sagte im Gespräch mit der "Welt am Sonntag":

"Die Globalisierung, die in den 2000ern blühte, wird seit einigen Jahren abgebremst."

Den Crash-Propheten entgegnen die Optimisten: "Rechnet man protektionistische Maßnahmen einzelner Länder der steigenden Weltbevölkerung und dem Aufstieg von Bevölkerungsgruppen in China und Indien in höhere Einkommensklassen gegen, bleibe immer noch genügend Globalisierung übrig." Auch die Industrie 4.0, die dazu führe, dass westliche Länder ihre Produktion dank neuer Robotertechnik aus Billiglohnländern zurückholten, werde es nicht von heute auf morgen geben.

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