EUR/CHF-Ausblick: Alles bleibt anders
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EUR/CHF-Ausblick: Alles bleibt anders

Die schlechte Nachricht: Der Euro kann seinen Anstieg auf 1,1001 Franken nicht konservieren und fällt zurück. Die gute Nachricht: Eine sehr wichtige Unterstützung bei 1,0920-1,0940 hat den Bären standgehalten. Der Eurokurs notiert aktuell bei 1,0945 Franken. Er hat ziemlich gute Aussichten wieder zu steigen, weil der Notenbank-Mix dem Euro seit langem mal wieder entgegenkommt.

"Ich würde gerne etwas hervorheben, was kaum wahrgenommen wird. Ich habe die letzen zwölf Monaten des realen Wachstums in den USA und dem Euroraum verglichen und habe zu meinem großen Erstaunen festgestellt, dass der Euroraum auf 1,6% Wachstum über zwölf Monate kam, wohingegen die USA 1,2% erreichten". Das sagte der frühere EZB-Chef Jean-Claude Trichet im Gespräch mit dem Finanzsender CNBC.

Jetzt sind die Devisenstrategen gefragt: Ist es vor dem Hintergrund der zugunsten der Europäer aufgehenden Wachstumsschere wirklich möglich, dass die EZB auf ihrer Sitzung am 8. September 2016 die Geldpolitik lockert? Während man Draghi und seinen Tauben wegen der überraschend gesunkenen Kerninflationsrate dies durchaus zutrauen könnte, gilt es den Fokus auf die Falken im EZB-Rat zu richten.

Bundesbankchef Jens Weidmann, sein niederländischer Kollege Knot, die Balten sowie die EZB-Direktoren Mersch und Lautenschläger dürften auf die Barrikaden gehen, sollte Draghi das Lied vom langsamen Lockerungstot anstimmen. Mit einer Kampfabstimmung ließen sich zwar wegen des Stimmübergewichtes der Tauben Dinge wie eine sechsmonatige Verlängerung des Wertpapierkaufprogramms durchsetzen. Ein solches Vorgehen gilt aber als verpönt, zumal die Anzahl der Falken diesmal deutlich höher wäre als bei vorangegangenen Lockerungen.

Sollte die EZB auf weitere Maßnahmen verzichten, hätte der Euro nicht nur gute Chancen erneut über 1,10 Franken zu steigen. Es könnte sogar recht schnell auf 1,11 durchmaschieren. Denn die nächste hartnäckige Widerstandszone käme auf den Euro erst bei 1,1110-1,1120 Franken zu.

Eine Lockerung der EZB ergibt auch keinen Sinn, weil die US-Notenbank (Fed) gemäß Ex-Pimco-Chef Bill Gross am 21. September 2016 ihren Leitzins anheben dürfte. Eine US-Leitzinserhöhung sei zwar nicht zu 100% sicher, aber die Chance seien doch nahe 100%, sagte Gross auf Bloomberg. Der etwas schwächere US-Arbeitsmarktbericht ist nach Einschätzung des heutigen Rentenfondsmanager beim Vermögensverwalter Janus kein Hindernis.

Zudem gilt es zu beachten: Es würde die beiden größten Notenbanken der Welt nicht gerade glaubwürdiger machen, wenn die mit dem schwächeren Wachstum die Zinsen erhöht, während die mit dem stärkeren Wachstum die Geldschleusen öffnet.

Janet Yellen und Mario Draghi werden bereits harsch dafür kritisiert, weil sie keine Bereitschaft zeigen, von ihren jahrzehntealten geldpolitischen Überzeugungen auch nur einen Millimeter abzuweichen. Beide gelten als aus der Zeit gefallen. Gemäß Yellen und Draghis Orthodoxien haben sich die Wirtschaftsakteure (Unternehmen und Verbraucher) ihrer Geldpolitik anzupassen und nicht umgekehrt.
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