Die Nüsse, die der Euro knacken muss, werden härter
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Die Nüsse, die der Euro knacken muss, werden härter

Dem Euro-Franken-Kurs ist es schnurzpiepegal, ob Hillary Clinton oder Donald Trump ins Weiße Haus einzieht. Wichtiger ist, ob bei Dr. Draghis Operation am Kreditkanal alles glatt läuft. Hier muss der Euro nun aber eine empfindliche Niederlage einstecken. Dann gibt es da noch einen weiteren Anti-Silberstreif am Horizont: Das Wutbürgertum breitet von Großbritannien nach Italien aus. 1 Euro ist aktuell 1,09 Franken wert. Zu Monatsbeginn waren es schon einmal 1,10 Franken.

Clinton gewinnt das erste Fernsehduell, allerdings nicht mit einem so großen Vorsprung, wie es die deutschsprachige Medienlandschaft darstellt. Denn bei der Umfrage nach dem Duell haben überproportional viele Demokraten angerufen, die für Clinton als Sieger stimmten. Der als sichere Hafen wahrgenommene Schweizer Franken schwächt sich nicht ab, weil Trumps Weg ins Weiße Haus steiniger wird. Wer die US-Wahlen am Devisenmarkt spielen will und auf Clinton setzt, dürfte mit dem mexikanischen Peso gut bedient sein.

Die Kreditvergabe in der Eurozone konnte entgegen den Erwartungen im August nicht an Dynamik gewinnen. Sie stagnierte mit 1,8% auf dem Wert des Vormonats. Am Geldmarkt hatte Analysten mit einem Plus von 1,9% gerechnet. Die Kreditvergabe ist angesichts denen inzwischen voll wirkenden letzten EZB-Lockerungen und der Tatsache, dass Banken ihre Hürden für Kreditnehmer laut den EZB Bank Lending Surveys (BLS) immer weiter senken, eine Enttäuschung.

Schlendrian

Mario Draghi finanziere auf Kosten nordeuropäischer Sparer mediterranen Schlendrian, sagen seine Kritiker. Ganz von der Hand zu weisen lässt sich der Vorwurf nicht. Spanien ist offenbar so entzückt darüber seine Schuldscheine zu Niedrigzinsen bei der EZB abladen zu können, dass man keine Notwendigkeit mehr sieht, das Land zu regieren. Italien beschäftigt eine wegweisende Verfassungsänderung, die von der Politik interessanterweise eingeleitet wurde, als die Zinsen auf italienische Staatsanleihen noch hoch waren.

Aktuelle Umfragen aus Bella Italia zeigen, dass das Referendum am 4. Dezember 2016 nicht wie von Ministerpräsident Renzi gedacht, ein Selbstläufer wird. Die Nein-Sager liegen nur 2% hinten. Da werden Erinnerungen an den Brexit wach. Italien könnte also wieder zurück in eine Rezession fallen. Volkswirte veranschlagen für nächstes Jahr ohnehin nur 0,9% Wachstum, vorausgesetzt das Referendum wird angenommen und Gesetze können künftig schneller auf den Weg gebracht werden.

Die vom Euro-Franken-Kurs zu knackenden Nüsse werden immer härter. Nein, es ist ganz gewiss kein Zufall, dass die Dezembersitzung der EZB nur vier Tage nach dem Verfassungsreferendum in Italien stattfindet. Auf der Habenseite hat der Euro, dass er während den letzten zwei großen Börsenbeben im Januar/Februar 2016 und August/September 2015 jedesmal gegenüber dem Schweizer Franken stärker wurde. Die Alimentierung Südeuropas durch das Außerkraftsetzen marktwirtschaftlicher Prozesse ist hingegen eine Bürde, die von Tag zu Tag schwerer wiegt.
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