Der Schweizer Franken muss es jetzt büßen
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Der Schweizer Franken muss es jetzt büßen

Der Euro steigt mit 1,1001 Franken auf den höchsten Stand seit mehr als zwei Monaten. Der Konjunkturausblick für die Schweiz trübt sich überraschend stark ein. Am Devisenmarkt hat man sich ganz offenbar auf den Franken eingeschossen. Franken-Fremdwährungskreditnehmer sehen darin ausgleichende Gerechtigkeit: Sie vertrauen darauf, dass die Schweizer Währung für noch ganze andere Leichen im Keller zur Rechenschaft gezogen wird.

Die Schweizer Industrie bleibe verletzlich. Unternehmen kaufen derzeit so wenig ein, wie unmittelbar nach dem Mindestkurs-Aus im Februar 2015, stellen die Ökonomen der Credit Suisse und des Schweizer Fachverbandes für Einkauf fest. Schlechte Nachrichten kommen auch von den Verbrauchern. Ihre Ausgaben im Einzelhandel lagen im Juli 2016 um 2,2% tiefer als im Juli 2015, teilt das Statistikamt mit.

Lügen haben kurze Beine: Auch bei Devisenkursen gleicht sich irgendwann offenbar alles wieder aus. Franken-Kreditnehmern kommt der EUR/CHF-Anstieg zugute. Ihre Kreditschuld verringert sich. Darüber hinaus streichen sie nach wie vor einen Zinsvorteil gegenüber einer Euro-Finanzierung ein. Ferner spricht für ein Aussitzen der Kredite bis zum Laufzeitende, dass der Franken nicht mehr so sicher ist, wie er einst war.

Wählt das Stimmvolk in der Schweiz Politiker, die dann die Schweizer Notenbank mit einem Personal besetzen, das ganz bewusst Falschinformationen verbreitet und damit Kreditnehmer in Österreich und Osteuropa massiv schädigt, dann kommt dieser Bumerang offenbar zurück. Die Schweizer werden, wie die Brexit-Briten, die dachten, sie könnten den EU-Binnenmarkt weiter so nutzen, als sei nichts gewesen, einen Preis zu zahlen haben.

Wie sicher ist der Franken noch?

Dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) mit unlauteren Mitteln unterwegs ist, zeigt auch ihr Engagement in Aktien. "Sie (die SNB) beteiligt sich an bedeutenden Unternehmen aus dem Leitindex S&P 500, die echte Gewinne erwirtschaften – und das mit Geld, das aus dem Nichts erschaffen wurde", moniert James Grant von der Wall Street in einen Interview mit "Finanz und Wirtschaft".

Die Pro-SNBler wenden an dieser Stelle ein, dass auch die Bank von Japan Aktien kaufe. Das ist richtig, allerdings kauft die japanische Notenbank Aktien ETF's, die japanische Unternehmen abbilden. Die Schweiz beschränkt sich bei ihren Aktienkäufen (und natürlich auch bei ihren Anleihenkäufen) nicht auf den heimischen Markt, sondern wildert im Ausland.

Käme auch hier das Prinzip der ausgleichenden Gerechtigkeit zum tragen, müsste es einen Crash an den Aktien- und Bondmärkten geben, der der SNB dann einen zweistelligen, womöglich sogar dreistelligen, Milliardenverlust einbrocken würde. Sollte es dazu kommen, wird es hochinteressant zu beobachten sein, was mit dem Schweizer Franken passiert.

Der Franken stünde dann zwischen den Fronten: Auf der einen Seite sollte er stärker werden, da ihm Finanzmarktprobleme in den letzen Jahrzehnten stets in die Hände spielten. Auf der anderen Seite wäre die Schweiz diesmal statt Ansteckungskandidat ein Epizentrum der Turbulenzen, weshalb er schwächer werden müsste. Bezeichnenderweise hat sich der Franken beim Börsenbeben zu Jahresbeginn 2016 auf 1,12 Franken je 1 Euro abgeschwächt.
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