Anleger tappen über Zukunft der Eurozone im Dunkeln
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Anleger tappen über Zukunft der Eurozone im Dunkeln

Die Konjunkturerwartungen in der Eurozone trüben sich kräftig ein, und dass, obwohl Banken Kredite wie Sauerbier anbieten. Die sogenannten Kreditstandards wurden im 2. Quartal weiter gelockert, meldet die EZB. Zwar sind die Europäer von einer Kreditblase wie in den USA vor der Finanzkrise 2008 noch recht weit entfernt. Es geht aber in diese Richtung. So schlecht ist der Euro nicht, sonst würde die ungarische Regierung nicht plötzlich über die Einführung selbigen spekulieren.

Finanzmarktexperten beurteilen die konjunkturellen Ausblick für Deutschland so schlecht wie zuletzt im November 2012. Auch der Indikator für die Eurozone sinkt auf den tiefsten Stand seit knapp vier Jahren, teilt das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) mit. Zwar war ein Stimmungsabschwung wegen des Brexit-Votums erwartet worden. Dass der aber dann so deutlich ausfällt, überrascht. Der Brexit hat die Schwäche der Banken schonungslos aufgedeckt. Vor dem Brexit hatte es noch die Hoffnung gegeben, dass sich südeuropäische Banken mit ihren faulen Krediten in ein gemeinsames Einlagensicherungssystem retten können.

Viele reden immer noch über das Helikopter-Geld, um die Konjunktur anzukurbeln. Dabei hat es eine Art Helikoptergeld bereits gegeben. Vor dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 bekam in den USA jeder mit Sozialversicherungsnummer (auch Arbeitslose und Teilzeitkräfte) Geld vom Staat für den Kauf eines Eigenheims. Washington finanzierte das Ganze über die halbstaatlichen Hypothekenanbieter Freddie Mac und Fannie Mae und behauptete, das seien Hypothekenkredite. Weil die Kredite oft nicht zurückgezahlt wurden, handelte es sich in Wahrheit aber um Geldgeschenke, die der Staat vorfinanzierte und sich später von der US-Notenbank nachfinanzieren ließ.

Euro-Neustart

Ungarn lässt sich von dem süßen Gift niedrige Zinsen in den Euroraum locken. Die Regierung könne sich die Einführung des Euros bis 2020 vorstellen, sagt Wirtschaftsminister Mihaly Varga in einem Zeitungsinterview mit "Magyar Hirlap". Man erfülle bereits die wirtschaftlichen Voraussetzungen, hinke aber in Sachen Produktivität hinterher. Letzteres versucht die ungarischen Notenbank auszugleichen, indem sie den Forint schwach hält. Bevor Ungarn beitreten könne, müsse es aber eine gemeinsame Steuer-, Finanz- und Sozialpolitik in der Eurozone geben, so Varga.

Da legt die ungarische Regierung die Latte wohl zu hoch. Um zu einer gemeinsamen Fiskalpolitik zu gelangen, müsste es die Eurozone mit dem Ansatz Herunterfahren, Ausschalten und nach einiger Zeit wieder Neustarten versuchen. Die aktuellen Entscheidungsträger, Merkel, Hollande, Juncker, Draghi, sind so unglaubwürdig wie noch nie, seitdem sie ihre Ämter bekleiden. Eher dürfte Donald Trump der 45. Präsident der Vereinigten Staaten werden, als dass dem Quartett mit seiner aus dem Kalten Krieg stammenden Hinterzimmer-Politik ein großer Wurf beim Euro gelänge.
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