Euro vor wichtiger Entscheidung: Stolz oder Pragmatismus?
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Euro vor wichtiger Entscheidung: Stolz oder Pragmatismus?

Die Anlegerstimmung in der Eurozone klettert auf den höchsten Stand seit einem halben Jahr. Käme die Investitionsmaschine in Europa in Gang, wäre ein Anstieg des Euros Richtung 1,15 Franken verdient. Zuvor muss aber ein Ruck durch die Eurozone gehen. Das Modell, mit Niedrigzinsen Italienern, Spaniern und Portugiesen ihren Stolz wiederzugeben, ist keines, was für die Zukunft trägt.

Der kräftige Anstieg des sentix-Konjunkturindex sei auf robuste Daten aus der Eurozone zurückzuführen, erklärt Manfred Hübner, Geschäftsführer des Forschungsinstituts. Ferner helfe die ruhigere Hand von Mario Draghi: "Auch die abwartende Haltung der EZB dürfte ihren Teil zur Verbesserung beigetragen haben, schließlich würden immer neue Maßnahmen der Notenbank nur die Angst schüren, dass noch mehr im Argen liegt und die bisherigen Maßnahmen nicht greifen", kommentiert Hübner.

Die EZB müsse mehr Wettbewerb und eine freie Zinsentwicklung zulassen, fordern Börsianer. Draghi wehrt sich dagegen. In Südeuropa sitzt der Schock, den die Phase der hohen Risikoaufschläge zu deutschen Bundesanleihen hinterließ, immer noch tief. Das man von der Finanzwelt so schlecht beurteilt wird, wollen stolze Italiener, Spanier und Portugiesen ausblenden. Die EZB tat den Ländern dann mit Whatever-it-Takes, unzähligen Zinssenkungen, Ankaufprogrammen und Langfristkrediten diesen Gefallen.

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"Die anhaltende Niedrigzinsphase ist zu einer Zinsfalle geworden. Niedrigere Zinsen lösen nicht mehr höhere Investitionen aus", sagte nun der Präsident der Europäischen Investitionsbank (EIB), Werner Hoyer, im Gespräch mit der "Stuttgarter Zeitung". "Ich bin in hohem Maße besorgt, weil die Investitionsmaschine in Europa nicht richtig in Gang kommt."

Die Zurückhaltung privater Investoren ist gewissermaßen der Preis dafür, den die Eurozonen-Wirtschaft für das Aufhübschen der Zinsen in Südeuropa zahlen muss. Auch die Besteuerung des Euros mit einem Negativzins von -0,40% hat sich offenbar als eine Schnapsidee herausgestellt. Banken und Pensionsfonds nähmen derzeit lieber Negativzinsen in Kauf, als Geld für innovative Zwecke zu verleihen, stellt Hoyer fest.

Fazit:
Die über 10% verharrende Arbeitslosenrate in der Eurozone zeigt, dass der Privatsektor keine Jobs schafft. Im Jahr 2007 lag die Arbeitslosigkeit bei 7%. Damit die Eurozone wirtschaftlich prosperiert, muss Stolz durch Pragmatismus ersetzt werden. Nicht von der EZB manipulierte Zinsen, wären höhere Zinsen, die zu mehr Innovationen und Investitionen führten. Davon würde dann auch der Euro-Franken-Kurs profitieren.