Graue Eminenz beteiligt am Großen Tauziehen um EUR/CHF 1,10
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Graue Eminenz beteiligt am Großen Tauziehen um EUR/CHF 1,10

Der Euro wehrt sich mit Händen und Füßen unter 1,10 Franken gezogen zu werden. Nach einem Rücksetzer zum Monatsauftakt auf 1,1023 Franken klettert er auf 1,1066 Franken. Es ist die gute Entwicklung der Aktienmärkte, und die damit einhergehende hohe Risikobereitschaft, die den Wechselkurs stabil halten. Ein weiterer Faktor ist die als graue Eminenz am Devisenmarkt agierende Schweizerische Nationalbank (SNB).

Das Wachstum der Weltwirtschaft wird sich nach Einschätzung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) abkühlen. Die in Paris ansässige Organisation, die dazu neigt, Frankreichs Regierenden nach dem Mund zu reden, senkt ihre Wachstumsprognose für das laufende Jahr um 0,3% auf 3,0%. Für 2017 geht sie von 3,6% auf 3,3% herunter.

Drei große Wall-Street-Banken rechnen mit einem schmerzhaften Sommer für den Aktienmarkt. Bank of America Merrill Lynch, Goldman Sachs und J.P. Morgan raten ihren Kunden von Aktien Abstand zu nehmen. Als Gründe nennen sie die in Aussicht gestellte Leitzinserhöhung der US-Notenbank (Fed) und die im Juni und Juli gedrosselten Aktienrückkäufe von Corporate America.

Sollte es den Aktienmarkt durchschütteln, dürfte das dann auch negative Folgen für den Euro-Franken-Kurs haben. Denn der Anstieg des Euros in den letzten vier Monaten von 1,08 Franken bis auf 1,1130 Franken ging Hand in Hand mit einer kräftigen Erholung von Aktien. Der Dow Jones kletterte so stark wie seit zwei Jahren nicht mehr.

"Da der CHF zum Euro trotz der vielfältigen Maßnahmen der EZB seit zwei Monaten tendenziell wieder abwertet, besteht derzeit keine Notwendigkeit für weitergehende SNB-Maßnahmen", schreibt die Norddeutsche Landesbank. Sie rechnet für die zweite Jahreshälfte mit Eurokursen von 1,11 Franken und für 2017 dann von 1,12.

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Die SNB muss am Dienstag (7. Juni 2016) die Karten auf den Tisch legen. Dann wird die allmonatliche Pflichtmitteilung über die Höhe ihrer Devisenreserven an den Internationalen Währungsfonds (IWF) fällig. Zuletzt bunkerte die SNB 588 Milliarden Franken an Fremdwährung in ihren Tresoren. Ein Anstieg über 600 Milliarden Franken würde bedeuten, dass der Euro nur über 1,10 Franken ist, weil es die SNB so will.