Dealmaker-Umfeld hält Euro in luftiger Höhe
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Dealmaker-Umfeld hält Euro in luftiger Höhe

Etwas abgekämpft wirkte Mario Draghi gestern auf der Pressekonferenz nach der Sitzung seines Governing Council. "Radikal taubenhaft" ist nicht mehr genug, um Wachstum im Euroraum über die Notenpresse zu erzeugen. Schwächere Konjunkturausblicke für Deutschland und Frankreich zeigen: Es braucht eine neue Eskalationsstufe. Der Euro ist stabil bei 1,1050 Franken, weil im EZB-Finanz-Casino der Rubel rollt.

Ein Wachstum von 0,5% schaffte die Eurozone im ersten Vierteljahr 2016. Würde man diese Tempo halten, stünde am Ende des Jahres ein Plus von 2% zu Buche. Doch man wird es nicht halten, sagte Draghi. Es kommt also zu einer Wachstumsabkühlung. Dies wird von der Deutschen Bundesbank und der Banque de France nun bestätigt. Beide Notenbanken senkten heute ihre Wachstumsprognosen.

Auf die Frage einer Journalistin, was die EZB denn als nächstes mache, um die Wirtschaft einigermaßen am laufen zu halten, hatte Draghi diesmal nicht die passende Antwort für die nach Zentralbankgeld lechzenden Finanzmärkte parat. Das dürfte sich aber in der zweiten Jahreshälfte ändern. Der Italiener wird aller Voraussicht nach noch einmal draufsatteln, sagen die meisten Ökonomen.

Eine Senkung des Einlagenzins (aktuell: -0,40%) auf -0,50% sowie eine Verlängerung der Staatsanleihen-Käufe über März 2017 hinaus wären dann die Schritte zu einer "super-radikal taubenhaften" EZB. Auch der Einstieg in den Ankauf von Aktien nach dem Vorbild der japanischen Notenbank ist eine Option.

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Der Euro präsentiert sich gegenüber dem Schweizer Franken stabil bei 1,1050. Währungsstrategen führen das auf den in wenigen Tagen beginnenden Ankauf von Unternehmensanleihen der EZB zurück. Dann ist das von der Notenbank betriebene Finanz-Casino auch für den Privatsektor geöffnet. Bisher war der Zugang den Finanzministern der Eurozone vorbehalten.

Bei dem einen oder anderen CEO dürfte das Phänomen Overconfidence, also Überzuversicht - oder kurz: Hybris zutage treten. Die Manager versuchen in die Geschichte ihre Konzerne einzugehen, in dem sie große Übernahmen stemmen. Es ist bezeichnend, dass ein Tag nachdem die EZB die Details für den Ankauf von Unternehmensanleihen bekannt gibt, gemeldet wird, dass sich der Bayer-Konzern eine Brückenfinanzieurung von 75 Milliarden Euro für die Übernahme von Monsanto gesichert habe.

Solche Deals sind genau im Sinne der EZB und helfen offenbar auch, den Eurokurs über 1,10 Franken zu halten. Im Euroraum bricht ein Fusions- und Übernahmenfieber aus. Anleger kehren der renditeschwachen Schweiz den Rücken. Gemäß der Bank of America Merrill Lynch kommt es seitdem Draghi im März 2016 ankündigte, Unternehmensanleihen zu kaufen, zu Abflüssen aus Schweizer Aktienfonds Richtung Euroland.
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