Das Phänomen Brexit-Franken zermürbt den Euro
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Das Phänomen Brexit-Franken zermürbt den Euro

Der Schweizer Franken steht dieser Tage nicht nur wegen den neuen 50-Franken-Scheinen im Fokus. Optionshändler umarmen die eidgenössische Währung so innig wie seit 14 Monaten nicht mehr. Seinerzeit war 1 Euro 1,04 Franken wert. Aktuell sind es knapp 1,09. Das Interesse am Franken kommt wegen dem Brexit-Referendum nicht von ungefähr. Erlebt die Schweizerische Nationalbank (SNB) ihr nächstes Waterloo?

Anfang Februar 2016 war 1 Euro bis zu 1,12 Franken wert. Das von institutionellen Devisenhändlern oft herangezogene Verhältnis zwischen Call-Optionen und Put-Optionen (25-Delta risk reversals für 1 Monat) lag seinerzeit den dritten Monate in Folge fast unterbrochen im Plus. Dies hatte einen stärkeren Euro zur Folge. Der EUR/CHF-Kurs schwor denen im November und Dezember 2015 erreichten Tiefs bei 1,0733 und 1,0755 Franken ab.

Seit Mitte Februar 2016 ist das Verhältnis zwischen Call-Optionen und Put-Optionen dauerhaft im negativen Terrain. Das heißt: Banken, Versicherungen, Vermögensverwalter und wahrscheinlich auch der ein oder andere Hedgefonds rechnen mit einem Rückgang des EUR/CHF-Kurses. Sie sind weit davon entfernt ihre Meinung zu ändern, weil das Verhältnis immer weiter ins negative Terrain wandert. Es liegt ein Abwärtstrend vor.


Demzufolge kommt es auch zu einem Abwärtstrend beim EUR/CHF-Kurs. Der Abwärtstrend am Optionsmarkt ist allerdings der "ehrliche", weil er durch die Euro-Stützungskäufe der Schweizerischen Nationalbank (SNB) nicht so stark verfälscht wird. Der Abwärtstrend beim Verhältnis Call-Put-Optionen liegt aktuell bei -0,55. Er hat damit sein Tief von Ende Februar 2016 bei -0,4 bereits unterboten.

Dem EUR/CHF-Kurs wurde es bisher seitens der SNB verboten, das am 1. März 2016 bei 1,0808 erreichte Tief zu unterbieten. Das könnte sich aber bald ändern. Je näher der etwaige Austritt Großbritanniens aus der EU rückt, umso stärker werden Anleger ihre Gelder in der sicheren Schweiz parken wollen. Die SNB kann nicht unendlich gegenhalten und dürfte irgendwann nachgeben.

Weiterlesen: Schweiz beichtet Verdoppelung ihrer Euro-Stützungskäufe

Die geänderte Lage am Optionsmarkt wird mit dazu beigetragen haben, warum Banken ihre EUR/CHF-Prognosen nach unten schrauben. Morgan Stanley ging beispielsweise mit seiner Vorhersage für die Jahresmitte 2016 von 1,13 auf 1,05. Das Brexit-Referendum findet am 23. Juni 2016, einem Donnerstag, statt.
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