Bärenstarke Schweizer Industrie: So reagiert der EUR/CHF
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Bärenstarke Schweizer Industrie: So reagiert der EUR/CHF

Ökonomen sind perplex: Dass die Schweizer Wirtschaft sehr wettbewerbsfähig ist, war bekannt. Dass ihre exportabhängige Industrie trotz der vermeintlichen Überbewertung des Frankens den Euroraum aber regelrecht deklassiert, ist eine Riesenüberraschung. Am Devisenmarkt spielen sich Euro-Franken-Kurs und Schweizerische Nationalbank (SNB) die Bälle zu. 1 Euro ist mit 1,0940-1,0950 Franken so viel wert wie zuletzt Mitte März.

Der Schweizer Industrie geht es so gut wie seit anderthalb Jahren nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex (PMI) kletterte im März um 1,6 Punkte auf 53,2 Zähler. "Damit notierte der PMI auf dem höchsten Stand seit Oktober 2014 und deutlich oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten", erläutern der Fachverband für Einkauf und Credit Suisse. Analysten hatten mit einem leichten Rückgang auf 51,3 Punkte gerechnet.


Im Euroraum lag der PMI lediglich bei 51,6 Punkten, meldet das Forschungsinstitut Markit. Weil der Euro zuletzt gegenüber dem US-Dollar und anderen Währung deutlich aufwertete, könnte der PMI in den kommenden Monaten unter 50 Punkten schlittern. Das Produzierende Gewerbe ist zwar in Deutschland sehr wettbewerbsfähig, nicht aber in Frankreich, Italien und Spanien. Hier sind die Unternehmen auf einen schwachen Euro angewiesen, um ihre Produkte im Ausland verkaufen zu können.

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"Der Franken ist nach wie vor deutlich überbewertet", betont Dewet Moser, stellvertretendes Mitglied des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank (SNB), auf einer Finanzmarkt-Konferenz in Zürich. "Die SNB hat ein vitales Interesse daran, dass der Devisenhandel in den beiden für den Franken wichtigsten Währungspaaren, dem Euro-Franken und dem Dollar-Franken, gut funktioniert."

Trotz der besseren Industriekonjunktur kommt es nicht zu einer Abschwächung des Euros gegen den Franken. Marktteilnehmer fragen sich allerdings: Wie lange kann der Wechselkurs die ökonomischen Realitäten noch ignorieren? Euroland ist auf einem Weichwährungsdampfer. Schweizer Unternehmen sind hingegen sehr wettbewerbsfähig und kämen wohl auch mit einem Euro-Franken-Kurs von 1,05 zurecht.

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