Schweiz fürchtet sich vor Billiggeld aus Euroland
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Schweiz fürchtet sich vor Billiggeld aus Euroland

Der Franken sei weiterhin überbewertet, sagt Andréa Maechler, Direktorin der Schweizerischen Nationalbank (SNB). Mit diesem Spruch aus der Mottenkiste ist kein Blumentopf zu gewinnen. Vielmehr schießt sich die SNB ins eigene Bein. Wird die Mär vom starken Franken doch als ein Zeichen der Hilflosigkeit und Nervosität gesehen. Der Euro lotet ein Absinken unter 1,09 Franken aus. Er kann mit der Rückspiegel-Analyse aus dem Notenbank-Hörsaal nichts anfangen.

Seit letzten Sommer habe sich der Franken zwar abgeschwächt. Er sei aber weiterhin zu stark, erklärt Maechler der Zeitung "Le Temps". Die SNB-Direktorin bezieht sich auf den Anstieg des Euro-Franken-Kurses von 1,03 Ende Juni 2015 auf 1,12 Anfang Februar 2016. Und sie liefert auch das, was Notenbank-Professoren am besten können: Eine sogenannte Rückspiegel-Analyse, also einer Erklärung für das, was in der Vergangenheit passierte und warum es so geschah.


Der Negativzins habe Wirkung gezeigt, den Franken als Anlagewährung weniger attraktiv zu machen. Im zweiten und dritten Quartal 2015 habe unter dem Strich ein Kapitalabfluss aus der Schweiz ins Ausland stattgefunden. Der Franken sei weniger eine Fluchtwährung als in der Vergangenheit, so die Direktorin. Geht es darum, wohin sich der Euro-Franken-Kurs in der Zukunft entwickeln wird, hat die SNB außer einem Brexit nichts zu bieten. Ein Austritt Großbritanniens aus der EU hätte "schwer abschätzbare Folgen" für den Franken.

Das Zeitungsinterview wenige Tage vor der mit Spannung erwarteten Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) zeigt, wie ausgebufft die SNB agiert. Denn unter den EZB-Bankern gilt die Friedenspflicht, d. h. sie äußern sich aktuell nicht zur Geldpolitik. Die Schweizerische Nationalbank versucht nun den Franken weichzuklopfen, weil sie sich sicher sein kann, dass von Mario Draghi kein In-Aussicht-Stellen weiterer Lockerungen kommen kann.

Es gab schon einmal Zeiten, als die SNB mit solchen taktischen Spielchen durchkam. Drei Tage vor der Mindestkurs-Aufhebung konnte man mit einem Statement, wonach die Euro-Untergrenze bei 1,20 Franken der "Eckpfeiler der Währungspolitik" bliebe, alle an der Nase herumführen. Die SNB brachte es seinerzeit sogar fertig, den Internationalen Währungsfonds (IWF) auszutricksen. Diesmal funktioniert das Ganze nicht. Der Euro tut der SNB nicht den Gefallen vor der EZB-Sitzung ein wenig Speck anzusetzen und über 1,10 Franken zu steigen.
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