Die Banken im Euroraum - ganz schön krank
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Die Banken im Euroraum - ganz schön krank

Die Banken sind dabei dem Höhenflug des Euros ein Ende zu setzen. Wegen einer sinkenden Kreditvergabe verliert das Wachstum im Euroraum an Schwung. Der Eurokurs fällt unter 1,11 Franken. Weil sich die Lage im Bankensektor nicht beruhigt, dürfte die Europäische Zentralbank (EZB) die Verkäufer von Bank-Aktien als nächstes mit Billiggeld-Schneebällen bewerfen. Für den Euro-Franken-Kurs käme eine Bankenrettung über die Notenpresse wohl zu spät.

Einen schwachen Start ins neue Jahr hat die Wirtschaft im Euroraum erwischt. Es kommt sowohl zu einer Abkühlung der Industrie als auch im Dienstleistungssektor. Die Wirtschaft wuchs mit einer der niedrigsten Raten seit einem Jahr. "Deutschland und Italien verzeichneten abgeschwächtes Wirtschaftswachstum, in Frankreich herrschte weiter nahezu Stillstand", teilt das Forschungsinstitut Markit mit.

Bereits vor einer Woche wurde bekannt, dass die Kreditvergabe im Euroraum schwächelt. Im Dezember 2015 lag sie lediglich um 2,3% höher als im Dezember 2014, wie die Europäische Zentralbank mitteilte. Im Berichtszeitraum November hatte es noch ein Plus von 2,6% gegeben. Das Wachstum der Geldmenge M3 fiel zum Jahresende auf den niedrigsten Stand seit neun Monaten.


Im Zentrum der Bankenprobleme stehen zwei italienische Institute: Die Unicredit-Aktie hat sich in dem letzten drei Monaten von 6,15 Euro auf 3,32 Euro (-46,02%) nahezu halbiert. Die Anteilsscheine von Italiens Krisenbank par excellence, Monte dei Paschi, sinken von 1,74 Euro auf 0,55 Euro (-68,39%).

Die Skandale um Monte dei Paschi zeigen, dass es ein großer Fehler war, das italienische Modell, wo die Notenbank auch für die Bankenaufsicht zuständig ist, auf den Euroraum zu übertragen.

Wo ist momentan eigentlich die EZB-Bankenaufsicht, fragen sich viele Börsianer. Die neu geschaffene Behörde, die so knallhart durchgreifen sollte, ist ein zahnloser Tiger. Vor zwei Wochen haben die Aufseher einen Fragebogen über faule Kredite an einige Banken herausgeschickt. Seitdem ist nichts mehr zu hören. Der von Amerikanern so oft beklagte europäische Kodex - unangenehme Fragen erst gar nicht zu stellen - gilt wieder.

Die EZB-Bankenaufsicht - wenn sie denn frei vom Einfluss der Politik und der Bankenlobby wäre - könnte Italiens Banken zwingen, faule Kredite zu verkaufen. Sie hätte das eigentlich schon vor Monaten tun müssen. Es gibt einen Markt für notleidende Kredite. Allerdings verkaufen Italiens Banken nicht, weil die Preisvorstelleung potentieller Käufer um etwa 10-15% unter den Forderungen der Banken liegen. Die Bankenaufsicht könnte die Institute auch zwingen, Kapitalerhöhungen durchzuführen.

Anstatt den Banken Vorgaben zu machen, beschäftigte sich EZB-Bankenaufsicht in den letzten Monaten mit der Forderung nach einer gemeinsamen Einlagensicherung für Sparguthaben im Euroraum. Das lehnte die deutsche Kanzlerin Angela Merkel ab. Damit ist nun an der Zeit für EZB-Chef Mario Draghi eine neue Billiggeld-Lösung aus dem Ärmel zu zaubern. Die nächste EZB-Sitzung ist am 10. März. Dann dürfte Draghi seinen früher beaufsichtigten Banken einen verspätetes Weihnachtsgeschenk machen.