Neuer Trend bei Franken-Krediten: So geht das Switchen
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Neuer Trend bei Franken-Krediten: So geht das Switchen

Der Zinsvorteil der Schweiz geht zurück. Einige Franken-Kreditnehmer nehmen sinkende Euribor-Zinsen zum Anlass, um in einen Euro-Kredit zu wechseln (Switchen). Möglich wird das durch eine vertraglich vereinbarte Wechselmöglichkeit (keine Konvertierung). Macht das Switchen jetzt schon Sinn? Oder sollte man noch einige Monate warten, bis sich ein klareres Bild ergibt, wohin die Reise 2016 geht?

Der für die meisten Franken-Kreditnehmer maßgebliche CHF 3-Monats-Libor kennt seit einem Monat nur eine Richtung: Nach oben, weg von der Minus-1-Prozent-Marke. Der Zinssatz erhöhte sich von -0,86% am 2. Dezember 2015 auf auf -0,75% am 8. Januar 2016. Dadurch steigt die Zinsbelastung eines typischen Kreditnehmers im Schnitt um 50 Euro pro Quartal bzw. 200 Euro pro Jahr.


Bei einem Zinsaufschlag (Marge) von 1% ergeben sich für einen durchschnittlichen Fremdwährungskreditnehmer in Österreich, der laut Finanzmarktaufsicht (FMA) in Wien einen Franken-Kredit im Gegenwert von 180.000 Euro am laufen hat, folgende Zinsberechnungen:

Zinsberechnung Januar 2016:
  • 180.000 Euro bei einem EUR/CHF-Kurs von 1,08 entsprechen 194.400 Franken
  • Ein CHF 3-Monats-Libor von -0,75% zzgl. 1% Zinsaufschlag ergibt einen individuellen Kreditzins von 0,25%
  • 0,25% von 194.400 Franken = 486 Franken pro Jahr (p.a. - per annum)
  • 486 Franken geteilt durch 4 = 121,50 Franken pro Quartal
  • 121,50 Franken zum EUR/CHF-Kurs von 1,08 zurückgerechnet = 113 Euro

Zinsberechnung Dezember 2015:
  • 180.000 Euro bei einem EUR/CHF-Kurs von 1,08 entsprechen 194.400 Franken
  • Ein CHF 3-Monats-Libor von -0,86% zzgl. 1% Zinsaufschlag ergibt einen individuellen Kreditzins von 0,14%
  • 0,14% von 194.400 Franken = 272,16 Franken pro Jahr (p.a. - per annum)
  • 272,16 Franken geteilt durch 4 = 68,04 Franken pro Quartal
  • 68,04 Franken zum EUR/CHF-Kurs von 1,08 zurückgerechnet = 63 Euro

Derweil sinkt der 3-Monats-Euribor auf -0,14% nach -0,10% Ende November 2015. Franken-Kreditnehmer haben wegen des Rückgangs des Geldmarktsatzes einen Anreiz in einen Euro-Kredit zu switchen. Oft sehen die Kreditverträge die Möglichkeit eines Wechsels in eine andere Währung unter Beibehaltung des ursprünglich vereinbarten Zinsaufschlages ausdrücklich vor.

Ob das Switchen in Euro & Euribor Sinn macht, hängt neben den Zinsen von einer Reihe weiterer Faktoren ab. Viele Kreditnehmer seien sich dieser zentralen Aspekte ihrer Verträge leider nicht bewusst, ist von Finanzierungsexperten regelmäßig zu hören. Das sei wie im Winter mit einem sommerbereiften Auto unterwegs zu sein.

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Beispielsweise wäre für einen Franken-Kreditnehmer, der seinen Kredit mit laufenden Tilgungen abstottert, ein Switchen erst bei einem Wiedererstarken des Euros sinnvoll. Bei einem Anstieg des Euros auf 1,15 Franken würde ein solcher Kreditnehmer den harten Euro nutzen, um ein größeres Stück Kuchen seiner Restschuld zu tilgen, als bei einem Eurokurs von 1,08 Franken. Dafür würde es sich lohnen eine höhere Euribor-Zinsbelastung in Kauf zu nehmen.

Zinsberechnung Euribor:
  • 180.000 Euro Kreditsumme
  • Ein 3-Monats-Euribor von -0,14% zzgl. 1% Zinsaufschlag ergibt einen individuellen Kreditzins von 0,86%
  • 0,86% von 180.000 Euro = 1.548 Euro pro Jahr (p.a. - per annum)
  • 1.548 Euro geteilt durch 4 Quartale = 387 Euro
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